Review

James Holden

Imagine This Is A High Dimensional Space Of All Possibilities

Border Community • 2023

»Unzynisch, naiv, unvorsichtig, die Platte, die ich als Teenager hätte machen wollen« – so beschreibt James Holden sein drittes reines Studioalbum in Eigenregie. 2018 erschien sein Soundtrack zur Doku »A Cambodian Spring«, ein Jahr zuvor tat er sich mit dem Ensemble The Animal Spirits für ein Album zwischen Elektronik und Band-Kontext zusammen. Doch egal, was der Brite macht, Spiritualismus, Psychedelic und New Age bleiben feste Bestandteile jedes musikalischen Erzeugnisses. »Imagine This Is A High Dimensional Space Of All Possibilities« öffnet, ganz seinem Namen entsprechend, unzählige klangliche Referenzräume. Man höre nur den zweiten Track »Contains Multitudes«: Gedämpftes Klackern der Tablas, ein Klavier, das in hohen Tonlagen klimpert, Streicher und quietschende Synthesizer, die an Nils Frahms abgedrehte Momente erinnern.

James Holden überlädt das Klangbild systematisch, wirft Free-Jazz-Assoziationen in den Raum, um auf »Common Land« mit dumpfen, gleichmäßigen Kickdrums und mit in Spiralen zirkelnden Akkorden Struktur zu schaffen. Die tut seiner Musik merklich gut, weil modulares Gezwitscher und ferne Bläser, die vielleicht 808 States Klassiker zitieren, so besser zur Geltung kommen. Auch das anschließende »Trust Your Feet«, wie einige andere Nummern, profitiert zweifelsohne von einer klaren Konzeption, die mitunter einfach schöne Pop-Momente heraufbeschwört und so nicht unbedingt zu erwarten war. Ein Album für die Wiesen, für die Äcker und wie prädestiniert für naturverbundene Festivals wie die Nation of Gondwana. Unzynisch, naiv und unvorsichtig eben.