Guest Mix: Femdelic

06.04.2023
Zuerst hat sie ihrem Papa Herbie Hancocks »Future Shock« gemopst. Mittlerweile ist Marisa Akeny eine der bekanntesten Funk-DJs Deutschlands. Als Femdelic legt sie dort auf, wo Discokugeln rotieren und Vokuhilas zum Beat wippen. Für uns hat sie einen Mix aufgenommen.

Niemand füllt den Triplepack des Kreativen wie Marisa Akeny. Die gebürtige Dresdnerin ist Tänzerin, Designerin und DJ. Sie veranstaltete Partys wie »Cool Whip«, war Tänzerin beim Bundesvision Songcontest und danach »immer müde« in den Charts. Als eine Hälfte des DJ-Duos The Brides bezeichnete sie sich als »funk ambassador from Germany«. Nebenbei supportete sie schon mal George Clinton oder die Disco-Truppe L’Impératrice. Unter dem Namen Femdelic dreht sie zudem good vibes auf den Plattentellern – seit Jahren mit Erfolg. Im Jahr 2022 spielte Marisa über 40 Gigs zwischen Berliner Biergarten und Frankfurter Yachtclub.

Tanzen kann heilsam sein

Eigentlich arbeitet Marisa im sozialen Bereich. Seit zwei Jahren leitet sie eine Einrichtung für junge Frauen* in Neukölln. »Ich nehme das ausgelassene Tanzen im Club mit zur Arbeit«, sagt sie im Interview. »Schließlich muss die Party nicht in einem verrauchten Club stattfinden und braucht auch keinen Alkohol. Tanzen kann auch so heilsam sein«, weiß Marisa aus eigener Erfahrung.

Ihre Eltern ziehen mit Marisa nach Berlin, als sie die vierte Kerze auf dem Kuchen auspustet. Über ein Jahr suchen sie nach einer Wohnung, schließlich landet die Familie im nördlichen Stadtteil Reinickendorf. Nach der Wende wird das technische Studium ihres Vaters nicht anerkannt. Als er wieder an die Uni geht, arbeitet die Mutter als Krippenerzieherin. Marisa ist in dieser Zeit oft in Jugendclubs unterwegs. Irgendwann gerät sie in einen Workshop für Breakdance und Popping. Marisa merkt: Sie kann ihren Körper bewegen, will mehr lernen, weiter tanzen. Der Grundstein für ihre spätere Karriere ist gelegt.

Zum Tanz kommt die Musik. Marisa mopst sich die ersten Schallplatten aus der Sammlung ihres Vaters. »Er ist auf CDs umgestiegen und hat es entweder nicht gemerkt – oder mir nicht übel genommen«, sagt sie. So landete »Future Shock« von Hancock auf dem Teller. Auch das Debütalbum von Run DMC oder der »Beverly Hills Cop«-Soundtrack von Harold Faltermeyer drehten sich unter der Plattennadel. »Ganz besonders fand ich aber den ›specially sequenced Hit Mix‹ – mit 60 Hits aus den Achtzigern von The Whispers, Jody Watley, Midnight Star, The Jets.«

Unterwegs mit Plattenkoffer

Marisa begann ihre DJ-Karriere mit Funkarella, die sie über ihre ältere Schwester kennenlernte. »Sie wollte bald eigene Partys veranstalten, und so entstand 2006 die Frontfrauenfusion«, erzählt Marisa. Als daraus das DJ-Duo The Brides wurde, gründeten die beiden mit »Cool Whip« eine neue Veranstaltungsreihe. »Wir haben immer die Locations gewechselt. Das hat es uns erschwert, ein Stammpublikum aufzubauen. Wir wollten aber, dass es fresh bleibt.« Ende der 2010er Jahre landet die Partyreihe im Gretchen Club, DJ und Produzent Marc Hype stößt zum Team. Plötzlich bricht die Pandemie aus. »Danach haben wir einfach nicht mehr weitergemacht«, sagt Marisa über das Ende von Cool Whip.

Inzwischen ist Marisa solo unterwegs. Zuletzt war sie mit ihrem Plattenkoffer in Dänemark und Mazedonien unterwegs. Die nächsten Termine für Deutschland stehen auch schon fest, ihre Soundcloud-Page weiß immer Bescheid. Bevor es wieder auf die Tanzfläche geht, hat Femdelic für uns noch einen 60-minütigen Mix aus Funk und Future Shock aufgenommen.