Review

Benedikt Frey

Recall

Malka Tuti • 2023

12inch des Jahres 2023

Erst Ende letzten Jahres veröffentlichte Benedikt Frey das Minialbum »1987«, mit dem er seine Entwicklung als Musiker weiter vorantrieb und sich endgültig in keine Schublade mehr stecken ließ. Konnte man ihn anfangs vielleicht noch lose mit House in Verbindung bringen, fährt er auch auf »Recall« eine eindeutig mehrdeutige Schiene. Die vier Tracks klingen verwirrend, Ethno-Einsprengsel, ausgeleierte Sprachsamples und schiefe Melodien eiern über ungeraden Beats, die Rave- und Hardcore-Einflüsse verarbeiten und etwa im Fall von »Wonky System« wie eine langsamere Variante von The Prodigy wirken. Der einleitende Titeltrack hat ein kräftig grollendes Low-End und stellt die Drum’n’Bass-Kapriolen seltsam weit auseinander, fast monolithisch nebeneinander, anstatt sie in einen Dialog treten zu lassen. Freys Musik wirkt, zumindest in letzter Zeit, immer ein wenig off, wie die Britin sagen würde, hat keinen doppelten Boden, entbehrt jeglicher Fröhlichkeit. Auch »Troll« hat mit seinem blechernen Drumming, dem monströsen Bassgrollen und den wimmernden Synthies nichts Gemütliches, nichts Heimeliges, sondern etwas extrem Ernsthaftes, Ernstes und damit Verlässliches. Während auf anderen Floors Trance und Pop-Edits regieren, liefert Frey eine schräge Alternative zu den Heads. Dabei hilft ihm O-Wells auf dem letzten Track, der im Grunde ein einziger basslastiger, psychotischer Build-Up voller Verschicker-Melodien ohne wirklichen Drop ist – und tatsächlich kommt ausnahmsweise mal so etwas wie Humor auf.