Der Sound eines Sommernachtstraums: Das schwedische Quartett Dina Ögon veröffentlicht in diesen Tagen sein zweites Album »Oas«. Ihr Sound? Träumerischer Soul mit Einflüssen aus Folk, R’n’B, Jazz und Bossanova. »Unser Sound kommt daher, dass wir uns gegenseitig so sein lassen, wie wir sind, und nicht versuchen, in etwas Vorgegebenes hineinzupassen«, sagt Sängerin Anna Ahnlund.
»Wir hören Musik aus allen Epochen und Ländern«, sagt Bassist Love Örsan. Klänge aus Brasilien, Nigeria, Schweden, Frankreich, Deutschland, der Türkei und so weiter. Die Bandmitglieder schicken sich gegenseitig ihre Fundstücke zu und finden so manchmal Inspiration für einen Song, erzählt Örsan. Oder wie es Schlagzeuger Christopher Cantillo ausdrückt: »Ein Schmelztiegel auf jeden Fall, wir haben alle unseren eigenen Geschmack, aber auch viele gemeinsame Nenner.«
Das Quartett wird durch Daniel Ögren an der Gitarre und am Synthesizer vervollständigt. Die vier Musiker spielen bereits seit 15 Jahren in verschiedenen Konstellationen zusammen. Für Ögrens Album »Fastingen 92« nahmen er und Ahnlund 2019 den Song »Idag« auf, bei dem Cantillo das Schlagzeug übernahm. »Wir mochten die Methode, es hat uns inspiriert und wir wollten mehr zusammen machen«, sagt Anna Ahnlund. Love Örsan ergänzt das Ensemble mit seinem »Groove und Verständnis für Musik«.
Die Chemie im Zusammenspiel
So traf sich Dina Ögon zum ersten Mal in einem kleinen Studio namens »Kvastis« in Stockholm, einer kleinen roten Hütte aus dem 18. Jahrhundert. Es wurde nicht geprobt, sondern die ersten Songs entstanden. Mit »Berget« sogar ein Stück, das es erst jetzt auf das zweite Album geschafft hat.
Klingt das bis hierhin alles nach der üblichen Bandgeschichte, dann wird spätestens bei den Songs von »Oas« klar, dass Dina Ögon genau von diesem Spiel, von dieser Chemie leben. Sie sagen, was sie meinen. Die zehn Stücke bewegen sich zwischen Realität und Traum, sonnendurchfluteter Groove trifft auf Melodien, so leicht wie der Wind.
»Ob die Leute nun glücklich, wütend, traurig oder gestresst sind. Sie sollen sich meine Musik anhören und etwas fühlen, um eine andere Perspektive auf die Welt zu bekommen.«
Dina Ögon
Allein »Mormor« wirkt wie eine kleine Soulgeschichte, schwebt auf seinen Takten. Streicher und Glockenspiel erweitern den Sound. »Daniel hatte ein paar Akkorde, und aus irgendeinem Grund erinnerte mich die Stimmung des Liedes direkt an meine Großmutter«, sagt Anna Ahnlund. »Dieser stille See der Erfahrungen von Menschen, die ein ganzes Leben gelebt haben. Sie wissen, dass sie das alles nie wirklich an die nächste Generation weitergeben können. Es zeigt sich nur in einem Mond in ihren Augen.«
(Manche Antworten sind viel rätselhafter als der verspielte Sound. Auch der Bandname, so Anna Ahnlund, sei ihr eines Morgens einfach in den Sinn gekommen und habe sich richtig angefühlt).
Lebensbejahend und melancholisch zugleich
Fast ein Jahr lang hat die Band an den Stücken geschrieben und gearbeitet. »Wir haben alle Songs an einem Tag im Studio Gagarin bei unserem Freund Andreas Tengblads aufgenommen«, erzählt Daniel Ögren. »Danach haben wir noch ein paar Streicher-Overdubs und die Leadvocals in unserem eigenen Studio gemacht. Die ganze Produktion hat vielleicht zwei Wochen gedauert. Schwer zu sagen.«
Related reviews
Wie auch, wenn eine Band so im Fluss ist wie Dina Ögon? Im Vergleich zu ihrem Debüt vor zwei Jahren haben sie sich zwar neue Aufnahmetechniken, Arrangements und Strukturen angeeignet. Aber: »Ich arbeite mehr oder weniger auf die gleiche Weise, mache die Musik und die Texte, die ich in diesem Moment meines Lebens spannend finde«, sagt Anna Ahnlund.
Einer der schönsten Momente sei eben das Zusammenspiel – und wenn ihre Musik zum Soundtrack anderer Leben wird, so die Band. Dina Ögon liefern auch mit ihrem zweiten Album einen eigenen Stil, der sich in sepiafarbenen Akkorden dahinschleppt. Eine Band, die einfach ihr Ding durchzieht. Lebensbejahend und melancholisch zugleich. Traumhaft in jeder Note.