Wollten die meisten Ambient-Musiker immer schon den Seelenfrieden ihrer Hörer herbeivibrieren oder hat sich seit einigen Jahren etwas verschoben? Wenn man mal beiseitelässt, dass es mit dem ganzen »Dark Ambient«-Verein eine Reihe von Schwebeklangproduzenten gibt, die ohnehin anderes im Sinn haben dürften, fällt doch auf, wie offen sich viele der heutigen Ambient-Künstler für zugewandte New-Age-Fürsorge aller Arten zeigen. Oder war die Grenze zwischen konzeptueller Klangtapete und himmlischen Schwingungen seit jeher durchlässig? Zumindest hat Brian Eno in den Anfangstagen des Genres mit Laraaji einen Musiker in seine »Ambient«-Albenreihe aufgenommen, der für letzteren Ansatz steht. Der New Yorker Produzent Evan Shornstein alias Photay hat sich bisher gern in stillen elektronischen Gefilden bewegt, von freundlicher Electronica mit unaufdringlich programmiertem Beat bis zu frei flottierenden Flächen. Auf »An Offering« widmet er sich gemeinsam mit dem Kollegen Carlos Niño dem Thema Wasser. Zum Teil mit Instrumenten wie Saxofon oder Harfe, zum Teil mit Field Recordings von fließendem Nass. Vorwiegend konzentrieren sich Photay und Carlos Niño aber auf ihre eigenen Mittel, Elektronik und Perkussion, und das teils auf verspielte Weise, teils drohen sie dem eigenen Staunen über ihr Spiel der Frequenzen zu erliegen. Niño hat übrigens sowohl mit Laraaji als auch mit New Age-Ikone Iasos zusammengearbeitet. Letzterer ist zu Gast im letzten Stück mit Bemerkungen zur Ewigkeit der Existenz. These: Wenn man jetzt existiert, hat man immer schon existiert und wird immer existieren. Begründung: Es gibt bloß den ewigen gegenwärtigen Moment, und Zeit ist eine Illusion. Müsste man wohl Physiker zu fragen, klingt aber stark nach Zirkelschluss.
An Offering