Bill Callahan gehört zu jenen Songwritern, die immer ihr Ding durchzogen. Ob als Smog oder eben als Bill Callahan: Der 1966 in Maryland geborene Künstler veröffentlichte Anfang der 1990er-Jahre kontinuierlich seine Variante von spleenigem Acoustic Lofi-Folk. Stets in der Liste der Referenzen befindet sich der Name Will Oldham. Dabei besitzt Callahan eine sehr markante eigene Stimme. Seinen Sound entwickelte er hingegen mit den Jahren und Jahrzehnten.
Die Lofi-Anfänge mündeten 1997 im Meisterwerk »Red Apple Falls«, das seine Arrangements ganz genau setzte, mal mit Piano, mal mit Trompete. (Kein Wunder, stand doch Jim O’Rourke für die Aufnahmen bereit.) Alles leicht windschief, alles melancholisch, alles magisch. Seitdem sind mehr als 25 Jahre vergangen und Callahan zog sich mehr oder weniger mit seinen folgenden Alben auf einen Lofi-Sound zurück.
Alles leicht windschief
Reicher arrangiert und mit Band aufgenommen folgte dann 2009 das nächste Meisterwerk von Callahan: »Sometimes I Wish We Were an Eagle«. Dieses Mal mit mehr Country-Einschlag und glatterer Produktion, aber nicht weniger großartig. Spätestens seit da gehört Callahan zu den wichtigsten US-Songwritern der Gegenwart.
Nach einer gemeinsamen Platte mit Will Oldham und einer ganzen Reihe an verschiedenen Features im letzten Jahr erscheint mit »Ytilaer« sein insgesamt neunzehntes Studio-Album in diesem Herbst – gemacht, um es in einem Rutsch zu hören, wie Callahan vorweg verlautet.
»Es fühlte sich so an, dass es notwendig war, die Menschen wachzurütteln – ihre Liebe, ihre Freundlichkeit, ihre Wut, alles in ihnen zu wecken. Ihre Sinne wieder zum Laufen bringen«, sagte der Songwriter vorab. Sechs bis sieben verschiedene Leute sollen auf dem Album singen. Die beiden Vorab-Singles »Natural Information« und »Coyotes« rütteln auf jeden Fall vor allem Liebe und Heimeligkeit wach. (Trotz leicht schiefer Kojoten-Symbolik.)
YTI⅃AƎЯ
Aber welche Musik begleitete den künstlerischen Weg auf dem Plattenspieler des Songwriters? Für uns hat Bill Callahan zehn Schallplatten herausgesucht, die ihn formten und bildeten – mit überraschender Auswahl.
Bill Callahan: Eine Melodie, die endlos ist, und unendlich einnehmend. Ich habe jahrelang in dieser Platte gelebt.
RedaktionBill Callahan: Brutal, reinigend. Was für eine gottverdammte Band!
RedaktionBill Callahan: Wie der Morgentau auf dem Gras, ist diese Platte einfach da und vollkommen natürlich. Es wäre eine beängstigende Welt, wenn sie nicht da wäre.
RedaktionBill Callahan: Seine letzte Platte. Unverbraucht und anrührend, frei und leicht. Wie eine Katze, die sich nach einem langen Nickerchen streckt.
RedaktionBill Callahan: Eine komplette Langspielplatte komprimiert in einer 7inch. Der mächtige Pen Rollings am Schlagzeug und an den Edits. Gibt mir das Gefühl, dass alles möglich ist.
RedaktionBill Callahan: Eingestimmt wie ein Vogel. Das Gehirn ist eine Kerze. Entzündet und schmelzend. Die Musik übernimmt die Führung.
RedaktionBill Callahan: Die Beziehung von einem Ding zum anderen ist hier in voller Ausprägung vorhanden. Ein Spaziergang auf einem Flughafenkorridor. Man möchte vor Begeisterung umfallen, aber man tut es nicht.
RedaktionBill Callahan: Man kann die Hitze, den Schweiß auf dieser Platte spüren. Es gibt nichts zu beweisen.
RedaktionBill Callahan: Eine Künstlerin, die alles verändert. Jeder große Sängerin muss auch wissen, wie man zuhört. Sie weiß, wie man zuhört.
RedaktionBill Callahan: Wir haben diese Künstlerin wirklich gebraucht! Rette uns, Billie.
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