Irgendwie ist das toll. Wort geprägt und schon gibt es eine neue Musik. In diesem Fall »Japambient«. Darunter wird das Sounddesign von Japanern wie Yutaka Hirose gefasst. Und Ambient aus Japan ist es allemal. Wichtiger als die Idee von Ambient als schwebenden Klängen (oder Klangtapete) scheint für Hirose allerdings das Konzept seines Kollegen Satoshi Ashikawa von »Musik als Landschaft« gewesen zu sein, in der der japanische Ambient-Pionier sich wiederum die Theorie der »Soundscapes“ des kanadischen Komponisten R. Murray Schaefer angeeignet hat. Ganz in Anlehnung an Ashikawa, dessen Ambient-Klassiker »Still Way« von 1982 sein einziges Album bis zu seinem frühen Tod blieb, verteilt Yutaka Hirose die Klänge in den auf der Compilation »Trace: Sound Design Works 1986-1989« versammelten Stücken buchstäblich quer durch den Raum, lässt sie wie hingeworfen oder spontan hervorgewachsen erscheinen. »Trace« ist die zweite Platte, die das Schweizer Label We Release Whatever the Fuck We Want von Hirose veröffentlicht, nachdem sie sein Album »Nova« von 1986 vor drei Jahren als Reissue neu auflegten. Diesmal sind es zuvor unveröffentlichte Arbeiten, die im Anschluss an »Nova« entstanden, ganze anderthalb Stunden Material. Hiroses Interesse an Free Jazz und frei improvisierter Musik lässt sich erahnen, auch wenn er seinen Ansatz selbst als »Bildhauern von Zeit durch Klang« versteht, was eher an eine statische Herangehensweise denken ließe. Das Gegenteil ist der Fall, seine räumlich konzipierten elektronischen Klänge und gelegentlichen Field recordings sind auf sehr respektvolle Weise dynamisch. Man kann das Japambient nennen, ob das hilft, sich vorzustellen, was einen auf »Trace« erwartet, sei dahingestellt.
Trace: Sound Design Works 1986-1989