Wie sich die Dinge verschieben. Als vor zehn Jahren das erste Stabil Elite-Album erschien, waren sie ein bisschen Hoffnungsträger der elektronischen Popmusik Düsseldorfer Schule. Nach zwei Alben wurde es dann bis auf Weiteres still um sie. Nikolai Szymanski hingegen, ihr Sänger, hat mit seinem Soloprojekt Airchina seit der Ruhepause der Band schon drei Alben vorgelegt, und es scheint bei ihm kein Grund zur Sorge zu bestehen, dass ihm die Ideen ausgehen könnten. Hatte sein Airchina-Debüt sich im Klang noch ein wenig darum bemüht, dem im Namen genannten Land gerecht zu werden, hat sich Szymanski auf der aktuellen »LP 3« so weit freigeschwommen, dass er einfach als das in seinen instrumentalen Nummern verarbeitet, was ihm zusagt, ohne beliebig zu werden. Ein Hauch Exotik von Fernost weht vereinzelt wieder vorbei, doch die primären Tugenden seines Projekts sind längst Dezenz, Eleganz und Reduktion. Es ist ein unaufdringlicher Pop ohne Worte oder Gesang (bis auf eine kleine Ausnahme zum Schluss), in dem nichts nach vorn drängt, die Melodien nicht, die Rhythmen nicht, auch die Sounds nicht, und doch wirken sie alle daran mit, dass ein Fluss entsteht, der sanft fesselt, ohne dass man richtig merkt, warum eigentlich. Aber das gehört zu guter Musik eben dazu, dass sie was mit einem tut – und ihr Betriebsgeheimnis für sich behält.
3.0