Review

Stephen Mallinder

Tick Tick Tick

Dais • 2022

Als Stephen Mallinder vor drei Jahren sein Album »Um Dada« veröffentlichte, gab es noch nicht die große Pandemie, und sein früherer Cabaret Voltaire-Mitstreiter Richard H. Kirk war noch am Leben. Was auf seinem jüngsten Album »Tick Tick Tick« gleich geblieben ist: der Koproduzent, Synthesizerfachmann Benge, mit dem Mallinder zuvor auch schon im Trio Wrangler zusammengearbeitet hat. Jetzt setzen sie zu zweit ihr lakonisches funky House-Projekt fort, das inzwischen noch einmal konzentrierter und spartanischer geworden ist. Zugleich weist die Form, der sie sich bedienen, einige Parallelen zu Cabaret Voltaire Mitte der Achtziger auf, im Grunde sind es beide Male Songs über Clubmusikstrukturen. Bei Cabaret Voltaire war das Ganze zwar allenfalls Proto-House, doch Stephen Mallinder ist erkennbar seinem rauen Sprechgesang von einst treu geblieben, auch wenn er ihm in der ersten Hälfte des Albums nicht ganz über den Weg zu trauen scheint und hinter einem Schrankvoll Effektgeräte versteckt. Wenn er sich dafür lediglich auf das Mikrofon als elektronische Vermittlungsinstanz verlässt, klingt die Sache gleich dringlicher. Insgesamt ist die Sache ein bisschen stilistisches Update für Nostalgiker, wobei: Seit mindestens einem Jahrzehnt ist das ja praktisch ein Genre für sich.