Review R&B und Soul

Yaya Bey

Remember Your North Star

Big Dada • 2022

Ob Yaya Bey mit ihrem zweiten Album »Remember Your North Star« den Geheimtipp-Status hinter sich lässt? Ihr Sound hätte es verdient. Denn die US-Sängerin ringt ihrem Entwurf von Soul und R’n’B durchaus was sehr Eigenes ab. Tracks wie »Alright« erinnern zwar klar an den Groove von Erykah Badu, doch Yaya Bey baut mittendrin einen Bruch ein, dreht den Song in die Gegenrichtung, drosselt ihn fast komplett runter, bevor der Rhythmus zur Rettung kommt und das Ding nochmal anschiebt. » If I just give it to the sky, I bet it might just be alright«. Yaya Bey singt von der Liebe, jedoch nicht in der verträumten Variante. Romantik? Mal hier, mal da. Aber vielmehr erzählt auf »Remember Your North Star« eine Künstlerin ihre Geschichten. Und lange hat niemand Verzweiflung so auf den Punkt gebracht wie Yaya Bey mit: »And the pussy is so, so good and you still don’t love me.« Klar, das macht Schlafzimmerstimmung, aber es gilt: Im nächsten Song wartet bereits der nächste Moment, an dem sich verzweifeln lässt. Yaya Bey verortet sich in den Gefühlswirren der Gegenwart. Dass sie dies in einen angenehmen aber nie gefälligen Soul-Sound unterbringt, der nicht nur Fläche für die Texte ist, sondern viel tiefer mit den Worten als auf vielen anderen modernen Releases verschmilzt, das ist ihre große Leistung. Tracks wie »Street Fighter Blues« haben jedes Airplay der Welt verdient. Eine der spannendsten Veröffentlichungen des Genres in diesem Jahr.