Review Electronic

Johanna Knutsson

Dingsbums Homage

Patience • 2022

Als DJ hat Johanna Knutsson sicherlich schon einige Menschen um den Schlaf gebracht, ihnen eben jenen aber auch ermöglicht. Denn Schlaf und wie er sich mit musikalischen Mitteln einleiten und begleiten lässt stand zuletzt häufiger in ihm Fokus ihres Schaffens. Da verwundert es vielleicht nicht, dass ihre »Dingsbums Homage« für das Label Patience etwas Traumlogisches innewohnt. Die zwei jeweils 15½ und 18 Minuten langen, ineinander überlaufenden Stücke sind als zwei verschiedene Sätze ein und derselben Suite zu verstehen. Zwar sind sie nach konkreten Orten – »Bernsteinsee« und »Beilsteinerstrasse« – benannt, bieten aber statt stehendem Gewässer und hartem Asphalt abstrakte schwebende Klängen. Nicht selten erinnert das vor allem zu Beginn des Albums an die Ästhetik der Berliner Schule um Tangerine Dream oder Klaus Schulze und also an kosmische Musik von anno dazumal. Doch Johanna Knutsson verpasst den pluckernden Sequenzen und vernebelten Synthie-Figuren einen modernen Anstrich und bringt bereits auf »Bernsteinsee« Rhythmen ins Spiel, die an Burnt Friedman denken lassen. »Beilsteinerstrasse« fügt dem forschere und doch langsam laufende Grooves hinzu, die der Suite einen Kankyō-Ongaku-Vibe injizieren, welche wiederum in sehnsuchtsvoll-sphärischen Streicherflächen aufgelöst werden. Bunt wie ein Traum, erholsam wie ein tiefer Schlaf.