Review
Zola Jesus - Arkhon

Zola Jesus

Arkhon

Sacred Bones • 2022

Seit über einem Jahrzehnt schreibt Nicole Rose Hummel fast perfekte Pop-Songs, die meistens gar nicht so klingen. Denn mit Ausnahme ihres Albums »Taiga«, auf dem sie sich als Zola Jesus dezidiert mit den Formeln und dem Sound von Pop auseinandersetzte, haftet ihrer Musik gemeinhin etwas an, das Pop im Weg steht: Ein dunkelbunter Mystizismus, eine Goth-Patina – Verdunklung dort, wo Pop grelle Projektionsflächen anbietet. »Arkhon« entstand zwar anders als vorige Alben nicht im Alleingang, sondern stützte sich auf die Zuarbeit von Produzent Randall Dunn, Arrangeurin Louise Woodward und Schlagzeuger Matt Chamberlain, klingt aber von vorne bis hinten wie eine Platte von Zola Jesus. Schon der Opener »Lost« eröffnet mit polyphonen folkloristischen Gesängen aus Osteuropa – die Voix Bulgares lassen grüßen – und setzt neben rhythmisch eingesetzten Atemgeräuschen vor allem auf Hummels hymnischen Gesang. Ob nun über einem Streicherquartett wie auf »Dead and Gone« und über die fragilen Piano-Akkorden von »Desire« oder eben doch über ratternde Industrial-Rock-Rhythmen auf »Sewn« und in balladesken Momenten wie in »Undertow«: Ihre langgezogenen Phrasierungen und raumgreifenden Hooks bestimmen den Ton einer Platte, die Chamberlains Beigaben sei Dank zwar einen größeren Fokus auf Rhythmen als auf die bloße Atmosphäre legt, letztlich aber doch wieder ein paar fast perfekte Pop-Songs in sich versammelt.