Review Pop
Florence + The Machine - Dance Fever

Florence & The Machine

Dance Fever

Polydor • 2022

Die Mondpriesterin kehrt zurück: Auch auf Florence Welch wirkten die vergangenen Jahre der Pandemie. Die Energie der 35-jährigen Britin entlud sich sonst auf der Bühne – Studioalben bildeten nur Momentaufnahmen ab. Und im Lockdown? Keine Konzerte. Alleinsein. Schwere Gedanken. Kaum vorstellbar. Entsprechend lässt sich der Titel »Dance Fever« ihres fünften Albums nur in eine Richtung deuten: Ekstatische Hymnen der Ganzkörperbewegung für alles und jeden. Eben das, was dem Vorgänger »High As Hope« etwas abging. Und tatsächlich liefert Welch. »My Love« erinnert an ihre Anfangsphase, als noch ein Einfluss von Indie-Folk in ihrer Musik mitschwang. Den Refrain hebt ein Beat nach oben: »So tell me where to put my love?« Künstlerin auf der Suche nach den entsprechenden Kanälen. Denn Welch plagte es, dass sie keine Konzerte spielen konnte. Auf »Dance Fever« hadert sie jedoch auch mit ihrer Rolle als Künstlerin und Frau. Was ist da noch, wenn alles verschwindet, von dem man dachte: Das macht mich aus? Die übergroße Hymne auf diesem Album gibt »Cassandra« und verpackt griechische Mythologie in Hausarbeit und Freiheitsdrang. Musik mit den »Uhs« und den »Ahs« eben. Entsprechend hat »Dance Fever« mehr Höhen und Tiefen als die vorherigen Platten von Florence + The Machine, reißt mit, wirbelt, stößt um, taumelt und ringt nach Atem. Der ganze Sound lebt und bebt. Am Ende bleibt nur die Ekstase, das Wegtanzen aller Gefühle, allen Schmerzes, aller Frage. Bis hierhin ist es das beste, spannendste und lebendigste Album, das Florence + The Machine aufgenommen haben.