Comeback ist ja nicht gleich Comeback. Wenn alternde Helden zurückkehren ist das Risiko, dass das alles lächerlich wirkt, so hoch wie wenn weiße Jungs Durag tragen. A-Trak hat jetzt tatsächlich Cam‘ron und Juelz Santana auf einem Song vereint, den wiederum A-Trak, Oliver und Just Blaze (!) produziert haben. Auch wenn aus Killa Cam Cape Cam geworden ist, und er und Juelz im Video aussehen, als wären sie auf Cortison-Kur oder beim Weißheitszahnziehen gewesen: »Dipshits« macht glücklich! Der Song verstrahlt tatsächlich die Energie glorreicher Dipset-Tage. Es ist nie zu spät wieder anzufangen. Meine Anmeldung für‘s Kinderturnen ist auch schon raus – ich war immer gut unter dem bunten Riesentuch. PK
»Saudade Do Santos o Vehlo« by Steve Gunn & Mike Cooper
taken from the LP »FRKWYS Vol. 11: Cantos de Lisboa«, out June 24 on RVNG Intl
Find it at hhv.de: LP
Natürlich fragt man sich manchmal, was machen die vom Plattenlabel RVNG Intl da eigentlich. Und oft muss man ihnen attestieren: Sie machen alles richtig. Für die neueste Ausgabe ihrer »FRKWYS«-Reihe, in der aufstrebende und derzeit angesagte Musiker auf einen anderen Künstler treffen, einen, der sie maßgeblich beeinflusst hat, traf Gitarrist, Songwriter, Kurt-Vile-Backingband-Mitglied Steve Gunn in Lissabon auf Mike Cooper mit dem er die Vorliebe für den Picking-Stil bei der Verwendung des Saiteninstruments und für britische Folkmusik teilt. Gerade die Zurückhaltung und der Respekt mit dem sich die beiden Musiker hier begegnen, kommen dem Stück zugegen. »Saudade Do Santos o Vehlo« klingt übrigens nach einem trägen Nachmittag im Schatten einer Hafenstadt. SH
»Panorama« by Strategy
taken from the LP »Boxology«, out May 19th on 100% Silk
Balearisch geht’s dann auch gleich weiter. Irgendwie. Aus Strategy werde ich nicht so recht schlau. An diesen neuerlichen Italo/80s-Sound, an dem sich Paul Dickow in letzter Zeit versucht musste ich mich sehr gewöhnen. Aber zu 100% Silk passt diese grelle Oberflächlichkeit ziemlich gut, weshalb ich mich jetzt damit versöhne und mich bereits tänzelnd durch die Redaktionsräume bewege. SH
»Space Invaders« by Lord Tusk & Brassfoot
taken from the Lord Tusk‘s and Brassfoot‘s »Space Invaders«-EP, out May 13th on Apron
»Space Invaders« die London-Version von Chief Keefs »Don‘t Like«. Lord Tusk und Brassfoot finden tausend Gründe, warum man ihnen fern bleiben sollte, so wie die Mädchen damals, wenn ich einen Move gemacht habe. Ich winde mich wie ein Rehkitz unter schmerzlichen Erinnerungen, während ihr es euch gerne einfach macht und euch unter »Space Invaders« windet. PK
»Ausio« by John Roberts
taken from his new EP »Ausio«, out on Dial Records
find it on hhv.de on 12inch
John Roberts hat sich die Haare immer noch nicht geschnitten. Aber er hat endlich mal die Northface-Jacke ausgezogen und auf den Wäscheberg geschmissen. Mit seiner neuen EP für Dial kehrt Roberts von seinen Reisen zurück. Wohin kehrt man nach Reisen zurück? In den Club: saufen und mitansehen, wie die auf den Reisen erlebte Spiritualität vor die Hunde geht und man wieder drin ist in dem ganzen Scheiss, den man hinter sich gelassen hatte. Bei John Roberts läuft‘s natürlich anders: Er säuft nicht im Club, hat die Räucherstäbchen dabei und unterhält sich an der Bar über den Lauf des Wassers. »Ausio« ist Robert‘s »There Is Love In You«. PK
»Imperial Sewers« by M.E.S.H.
taken from the 12" »Scythians EP«, out June 6 on PAN Records
Dem Club den Anschein des Heiligen zu geben ist ja ein alter Hut, god is a DJ, wie wir ja wissen. »Imperial Sewers« hat oberflächlich betrachtet auch solche Momente. Aber eben auch einen pfiffigen Dreh, wenn nämlich James Whipple als M.E.S.H. seinen sakralen Dubstep so nach knapp 3 Minuten einen Ausflug ins Ghetto gönnt. Das erdet. Schön auch, wie M.E.S.H. immer wieder so feine Sounds streut, wie bei 2:09 oder ganz zu Beginn, wo das Intro in den Track gesaugt wird, oder wenn die Klöppel so auf die Felle der Trommel, nun ja, klöppeln. SH
»Jesus Is A Soul Man« by Lee »Scratch« Perry (prod. by Clams Casino)
Einen Gute-Nacht-Song für Erwachsene haben Lee Perry und Clams Casino gemeinsam aufgenommen. Clams Casino stellt einen typisch flächenreichen Beat zur Verfügung und Perry nuschelt verhallt und verfremdet durch die Gegend, wie ein bekiffter Opa, der eine Predigt in einer Fabrikhalle hält. PK
»Stillness Soundtracks« by Machinefabriek
taken from the O.S.T. »Stillness Soundtracks«, out soon on Glacial Movements
Was kann die zeitgenössische elektronische Musik von Machinefabriek lernen? Sehr viel, aber in erster Linie, wie Field Recordings produktiv in die Kompositionen eingesetzt werden, nämlich nicht nur als Atmosphäre schaffendes Element, sondern eben als kompositorisches Bestandteil. Mount Kimbie hören zum Beispiel immer ganz genau bei Machinefabriek hin. Und ihr jetzt auch? SH