from Julianna Barwick’s new album »Will«, out May 6th on Dead Oceans
Zwischen Gesprächen über After-Sport-Röteln und Handcreme-Hate schreitet die Geriatrisierung der Ausklang-Redaktion kontinuierlich voran. Im Feldlazarett der bleichen Mittelschichtdudes treffen sich die äußerlich alten und innerlich verkalkten sad boys jedoch so gar nicht, was Julianna Barwick anbelangt. Kunze findet da einen Beat drin und den sogar okay, mag aber den »Elfenhall« nicht und Aigner wölkt sich in vornehmes Schweigen, vermutlich versunken in die abgründige Tiefe seiner Frühstücksflakes. Cornils hingegen möchte sich dieses Grouper-via-Enya-Channeling um die Seele wickeln wie ein Rheumapflaster um den gesamten Ischiasnerv, den er übrigens zuvor für eine Erfindung der Homöopathie-Industrie gehalten hatte. Das flüstert uns zumindest das Rauschen in den Baumkronen Lothlóriens zwischen den, äh, Beats zu. KC »Black Moon« by Buttechno
from Buttechno’s new album »Gosha Rubchinskiy AW 16 Soundtrack«, out in May on Gost Zvuk
Wie schaffen das eigentlich all die slawischen Dudes beim Squatten den Ischias noch richtig stramm zu ziehen? Muss wohl an den Genen liegen oder weil sie nach so einem ausgiebigen Hinhock-Hangout am Trabantenstadtsupermarkt auf der nächsten Modeschau zu Buttechno pumpen, als gäbe es in kalten Breitengraden keinen Sommerschlussverkauf für Polyesterprodukte. »Black Moon« legt nahe, dass Buttechno nach seinem Panorama Bar-Set Ende Januar erst einen Abstecher ins Untergeschoss und am darauffolgenden Nachmittag zu Hardwax gemacht hat, wo er sich mit jeder erdenklichen Platte aus dem Basic Channel- und Maurizio-Sumpf eingedeckt hat. Danach hat er sich wahrscheinlich vor den Kaiser’s am Kotti gehockt und Feuilletonisten bei der Angstarbeit zugeschaut. Seitdem watschelt er nur noch mit Schwarzlichtleuchte auf Glowstickraves. KC »Embrace« by Helios
from Helios’ new album »Yume«, out now on Unseen
Der beste Moment von Interstellar fand nicht auf der Leinwand statt, sondern als alle im Kinosaal plötzlich hysterisch »MATT DAMON!?« lolten. Guter Moment, tolle Unterhaltung, Menschen als solche immer noch schlimm. Ansonsten ist das Video zu Helios‘ »Embrace« der bessere Nolan-Film: Alle halten’s Maul, die Bilder sind schön und das Ende ist zwar metaphorisch verklärt, will aber keinen Reddit-Thread forcieren. Der trennschärfenarme Fokus der Musik liegt dann auch eher auf sphärisch-nichtssagendem Flächengeschiebe mit fanfarischen Untertönen und ist damit eigentlich nicht mehr und keinesfalls weniger als die ehrliche Alternative zu Hans Zimmers bombastischen Masturbationsopern, dieser Avantgardemusik für Menschen mit TV Spielfilm-Abo. KC »Southern Shore« by Don’t DJ
from Don’t DJ’s new EP »Authentic Exoticism«, out now on Sexes
aka dieses Masturbationsoperettchen für Menschen, die selbst beim Proktologen Zen-ed the fuck out sind. FA »Caravan« by Workdub
out in April on Music From Memory
Und noch schnell einer für Menschen, die spirituell schon Topfpflanzengelassenheit erreicht haben. FA »Out My Way« by Boogie
taken from his upcoming album »Thirst 48 pt. 2«, which should be out soon
Apropos Menschen. Einer bewirbt sich gerade für das beschissenste Apropos aller Zeiten, viele andere tragen sehr viel Bitterfeld in sich, der Großteil aber eher so: »do[ing] photography just do see them hoes naked«. Dann Instagram, die immergleichen bekackten Bildunterschriften. Went to a truly amazing place yesterday. The record store in Berlin is just genuinely ace. I spoke to Lasse the owner for like hours, he’s a truly great person, very happy that I’ve met him. Then I photographed Julia. She’s just stunningly beautiful. So grateful about my life right now. Boogie, mach du mal ab hier, so von wegen Übernehmen her mäßig. PK »Broken Attachment (prod. Mikey Space Jr.)« by Drrty Pharms
Es braucht nach Julia Holters »Goddess Eyes« eigentlich niemand mehr Herzschmerzsongs auf Blickfickdistanz schreiben, weil die mit der Line »I can see you but my eyes are not allowed to cry« alles zusammengefasst und abgeschlossen hat, was darüber in gut acht Jahrtausenden aufgezeichneter Kulturgeschichte geschrieben und gesungen wurde. Drrty Pharms macht aber auf ’nem Pseudo-Madlib den Drake in reverse und hängt mit zitternder Stimme in einer neuen Beziehung und auf der Mailbox der alten Liebe fest. Ein Song wie ein in den letzten zwei Jahren zehn Mal umgeschriebener und doch nie verworfener Gmail-Draft, den du dich nicht zu versenden traust. KC »Airport Music For Black Folks« by Chino Amobi
Ich habe diese Woche nicht Empfindungen zur Musik gesucht, sondern Musik zu meiner Empfindung. Die Empfindung: dass jede Nacht in meinem Kopf der Super Ultra Racing-Contest der schnellsten Spanplatten der Welt stattfindet. Gecoacht von kreischenden Dronen-Piloten U13. Ein lautes, egoistisches Pack, das man direkt nieder dreschen möchte. Man sieht nur ihre dummen kleinen Hinterköpfe, man hört sie schreien, sie peitschen ihre Spanplatten durch Häuserschluchten und flackerndes Licht; sie rasen, drehen sich im Kreis, verhaken und verkanten sich, Spreißel überall. Nach dem Rennen wache ich auf und wünsche mich zu Michael Schumacher (uff, komm’, es ist nur Schreiben). Habe einen solchen Track nicht gefunden, weil ich nicht auch noch den Nerv hatte, danach zu suchen. Stattdessen habe ich mich für das Set »Airport Music For Black Folks« entschieden. Wegen bestimmt auch stressig. PK »Asteroid« by Buz Ludzha
from Buz Ludzha’s new EP »Basslines For Life«, out today on 100% Silk
Habe einen solchen Track gefunden, kthxgeil. FA