»BARULHO DO EPITHET MESH V MC BIN LADEN [LS VITAMIX]« by Lane Stewart
Liebesbriefe von Aigner an Kunze und Cornils, Betreff unsere Livejournal-Literatur aus und für die Schublade: »Wenn ihr bumsen würdet, käme da ein Roman raus für den ich vielleicht Bier aufgeben würde.« Das ist lieb gemeint, aber wie stellt der sich das vor? Etwa wie dieser bizarre Mash-Up zwischen M.E.S.H. und MC Bin Laden, krachig, knallig, kantig? Schmutzig und doch aalglatt, ein feuchtes Beieinander zweier großer, spritziger Geister im kleinsten gemeinsamen Nenner? So stelle ich mir das zumindest vor und Kunze zu bumsen nicht anders: Pro Gunshot ein Cumshot, mindestens. KC
taken from their debut album »September 5th«, out now on OVO Sound
Die männlichen Brustmuskeln zucken, die Bauchmuskeln spannen sich an, verharren für einen Moment verhärtet, während der Atem stockt, die Lippen öffnen sich. Und das alles zum Takt. O Leser, verschreckter Leser: das ist nun nicht die Antwort auf die oben gestellte Frage. Das Beschriebene ist ein D’Angelo-Video. Und genau wie dieses aussieht, klingen dvsn. Ein Song, der so klingt als würde er noch charmant umschmeicheln, mit sanfter Hand erobern, dann aber zugeben muss: Ähm, well, sorry, ich stecke bereits mitten drin. PK »Lefu« by Kilchhofer
from Kilchhofer’s debut EP »Dersu«, out April 30th on Marionette
Irgendwo im Wald rauscht es, kreischt es, kratzt es. Hier klappern aber nicht die Rückenfelle irgendwelcher obskuren Amazonas-Tierarten, sondern Modularsynthesizer, die vermutlich in einer lichtabgewandten Ecke Deutschlands in der Kühle eines Kellerzimmers geparkt sind und stoisch vor sich hin rumpeln. Timoka heißt jetzt Kilchhofer, weil er eben eigentlich so heißt und nicht Timoka und er macht überdies Musik, die dieselben bizarren Fragen aufwirft wie das etwa Don’t DJ gerade EP-Serien-weise tut: Gibt’s das, die richtige kulturelle Aneignung in der falschen? Können wir aus äußerst vagen Bezugsquellen die Kraft für neue virtuelle Sehnsuchtsorte schöpfen? Solange die unbeantwortet bleiben, klappern die Synthies vor sich hin. KC »Side Effect« by Sculpture
taken from their new 7inch »Zyprazol«, out May 6th
Öl in tausend Fahrradketten, synchron fahren bot-gleiche französische Rennradfahrer in hautengen Shirts die Bahn entlang, Lichtstrahlen gleiten in die staublose Halle. Im Innenraum der Rennbahn stapeln uniformierte Distributionsarbeiter Pakete, jeder Handgriff sitzt. Die Zeit läuft beschleunigt, die ganze Szenerie läuft im Loop. PK »汝、光を見たか« by TOYUMU
from TOYOMU’s new LP »印象III : なんとなく、パブロ (Imagining „The Life of Pablo“)«, out now
Wie ist das eigentlich: Menschen, die diesen Schmonz von wegen »writing about music« sei wie »dancing about architecture« droppen, verbringen die ihr halbes Leben mit Warten auf die Buchverfilmung? Ich habe jedenfalls schon beim Lesen geilere Musik gehört als die dann letztlich klang. Sowieso voll toll, dass der menschliche Geist im Allgemeinen und TOYOMUs Geist im Speziellen das kann. »印象III : なんとなく、パブロ (Imagining „The Life of Pablo“)« basiert komplett WhoSampled-Info-Snippets, ein paar Rezensionen und durch ein Sprachausgabenprogramm gejagte Genius-Fetzen. Das Ergebnis finde ich geiler als alles, was ich bisher von »The Life Of Pablo« gelesen habe. Denn ja, das habe ich bisher auch noch nicht gehört und glaube trotzdem, dass ich’s besser finde als »Yeezus«. KC »Fólk fær andlit // People get Faces« by Hildur Guðnadóttir
Hildur Guðnadóttir muss ebenfalls gelesen und kann sogar dabei gehört werden. Ist auch und so dermaßen wichtig, weil auch schön ist und dermaßen schmerzt. KC »Low It Down« by Lil Haiti
Alle hassen Spaßbremsen. Doch sie sind der Schlaf des Nachbarbabys, die gute Mathe-Note des Kindes nebenan, die verhinderte Schlägerei, die abgewendete ungewollte Schwangerschaft, ja, sie sind die Stütze unserer Gesellschaft. Vor allem in Turn Up-Kreisen sieht das natürlich niemand. Deshalb hat Lil Haitis Song einen so großen sozialen Wert. Denn er sagt: auch in der Trap müssen alle bei bestimmten Anlässen mal einen gehörigen Gang runter schalten. Z.B., wenn Mama anruft. Das ist Spaßbremsen-Empowerment, verspätete s/os gehen also raus an meine früheren Nachbarn, Klassensprecherinnen, Bademeister und natürlich auch an mich selbst, jetzt endlich kann ich mich an mir selbst erfreuen, dem Jungen (not yet a woman), der seine Grenzen kennt. PK