Wir beginnen den Ausklang mit einem Einklang, das heißt Wohlklang, das heißt Mondphasenverschiebungsmusik. Solpara pflanzt ein schönes Kraut in den luftleeren Raum und schaut ihm meditativ beim Wachsen und Gedeihen zu. Ach, wenn doch alle und alles nur so ruhig und bescheiden sein könnte(n). KC »The All Most Quiet« by Norman Westberg
from Norman Westberg’s new LP »The All Most Quiet«, out in June on Hallow Ground
Norman Westberg saugt noch jedem Vakuum das letzte Partikelchen aus und das ausgerechnet im Brustkorb, wo ja bekanntlich die meisten Feel-Good-Moleküle gelagert sind. Die sind nach dieser dronologischen Anti-Dromologie-Eskapade allerdings so entzogen wie Wasser dem Körper nach dem vierten doppelten Espresso. Zurück bleibt dasselbe ungläubige Zittern der Kleinstextremitäten. Frühlingssonnenverschluckungsmusik. KC »Book Of Now (feat. Mimu)« by Ritornell
from Ritornell’s new LP »If Nine Was Eight«, out April 29th on Karoke Kalk
get it at hhv.de on LP
Aber hören wir mal für einen Moment mit der Naturphänomenmetaphorisierung auf und widmen uns ein bisschen der Elementarteilchenerklärungsmusik: Edutainment als Klapper-Klonk-Jazz mit tröstlichen Ausführungen zur Unsterblichkeit. Könnt ihr eure selbstgerechten Gene zu schütteln oder aber den Klang geheimnisvoll auf die vorletzte Seite der neuen YPS-Ausgabe reiben, dann wachsen da Gegenwartskrebse raus. Die sind putzig, niedlich und räumen auch auf Kommando die Zahnzwischenräume aus. KC »Westward« by Stenny
from Stenny’s new EP »Consume IV«, out May 2nd on Ilian Tape
Der Unterschied zwischen uns und dem gemeinen Krustentier liegt ja sowieso in der strukturellen Anordnung unserer Körper und vielleicht der Lautstärke, mit der wir schreien, sobald wir in kochendes Wasser geworfen werden. Das hier ist nichts für den gemeinen Homarus, sondern Knochenklappertierchen wie uns, die wir uns kosmisch umspannende Gefühlswelten einreden können, wenn der Ticketautomat mal wieder streikt und die Kontrolle zum dritten Mal vorbeikommt. Nervenanspannungsentlastungsmusik, so widersprüchlich das scheinen mag. KC »LOVE« by James Booth
from James Booth / Tyler & Mandre’s split EP »Volume I«, out now on Out To Lunch
Wer beim kollektiven hands up am liebsten nach links schwenkt, braucht das hier im Leben und vielleicht sogar Lieben. Ein Anthem für Menschen, die zur Peak Time noch in verrauchten Kneipen sitzen, um ihren Lebensfreundschaften reinen Wein mit heimlichem Schuss Harmonieextrakt einschenken. Hauptsache Spiritus, denn davon leitet sich ab dem dritten Glas Spiritualität ab. Tracks, die nirgendwo hingehen, weil sie nicht müssen und denen selbst ein Norwegerpulli stünde. Dopaminobergrenzenmusik in all caps und als #bestof2016 vertaggbar, wenn’s nach mir ginge. KC »Kuiper (Live) by Floating Points
taken from his new 12inch with the same title, released July 22nd on Pluto
Natürlich benennt Floatie der alte Streberboy seinen neuen Release nach einem niederländischen Astronom. Aber anstatt ihm sein Pausenbrot wegzunehmen, lege ich mich vor ihn, stütze mein Kinn mit beiden Händen und strample mit den Füßen in der Luft. Dieser »Kuiper«-Track hat von nicht nur von ebendieser wahnsinnig viel; er hat auch endlich mal wieder die Hände fest an dieser Pausenbrotdose, er hat Punch, das ist nicht nur der Stift und Papier-Floatie, dieses Spaceshuttle fliegt nicht auf Zahlen und Formeln in ein theoretisches All sondern full throttle mit echtem Düsenantrieb. Hier Floatie: mein Pausenbrot. Hier ist meine Katze, Floatie, hier hast du mein Leben. PK »Wirehead« by DJ Heroin
taken from his new EP »Enemy Territory«, April 28th
Ein anderer, der mindestens mein Pausenbrot haben kann: DJ Heroin. Der Boy hat von Hurn bis Goony alles weggemastert und produziert, was im deutschsprachigen gerade fresh klingt und schon deshalb darf der mal herb an meiner Tupperbox naschen (no homo, bürr bürr). Jetzt kommt er mit eigener EP, »Wirehead« ist die Single, und in diversen Köpfen dürften die Gallardo-Türen gen Nachthimmel steigen. PK