Bei aller Kritik an Großveranstaltungen vergisst man heute schnell, dass solche Riesen-Events mit ihren unendlichen Ressourcen Künstlern und Musikern immer wieder die Durchführung absurd ambitionierter Projekte ermöglichen. Zum Beispiel 1988, als das Goethe-Institut für das Kulturprogramm der Olympiade in einem Park in Seoul einen temporären Club aufbauten, die sogenannte »Kunstdisco«, in dem ein junger WestBam 26 tage lang eigens dafür produzierte Platten auflegte. Verantwortlich für Konzept und Musik: die Münchner Ströer Brüder.
Manche Digger kennen Hans Peter und Ernst Ströer wegen einiger gefragter Jazz-Funk- und Disco-Projekte aus den späten Siebzigern und frühen Achtzigern. In den späten Achtzigern hatten sich die beiden eher Soundtracks und Auftragsproduktionen zugewandt. Umso überraschender, dass die beiden für die »Kunstdisco« einen experimentellen, funky Proto-Garage-Track ablieferten, der mindestens so gut wie die abgedrehten Alben ihrer Hochzeit gealtert ist. »Night Falls« erschien damals nur auf 600 handnummerierten Platten und ist heute kaum zu finden. Zum Glück fiel eine davon den Berlinern von Black Pearl Records in die Hände, die den Titel nicht einfach nur lizensierten, sondern mithilfe wiedergefundener Mastertapes drei Remixe produzierten und produzieren ließen. Garantierter Ohrwurm.
Kunstdisco Seoul: Night Falls Feat. Howard Fine & Nadeen Holloway
A1 Night Falls
A2 Night Falls – First Touch Remix
B1 Night Falls – Mudegg Machine Mix
B2 Night Falls – Mudegg Alpha Wave Mix
● »Kunstdisco Seoul: Night Falls« von den Ströer Bros. erscheint am 27.10.17 auf Black Pearl Records.