Shobaleader One – The Fun Side Of The Experiment

15.10.2010
Foto:Donald Milne Warp Records
Squarepusher gründet eine Band für die Rettung des Glam-Pop. Mit Shobaleader One geht es nun dem glamourösen Pop und Metal an den Kragen. Absolut pointiert sitzt jedes Riff. Opulenter Minimalismus erzeugt pure Effizienz.

Die musikalische Vita von Squarepusher spricht nicht gerade für Musikindustrie-Tugenden wie Vorhersagbarkeit und Konsistenz. Von dem Engländer wird es nie ein »klassisches Squarepusher-Album« geben. Stattdessen darf sich Squarepusher bei jeder Veröffentlichung in Blogs und an Plattenladen-Stammtischen Vorwürfe des Verrats anhören. Zum Glück interessiert ihn das herzlich wenig. Erst spielte er Bass und Schlagzeug in Jazz- und Punkbands. Mitte der 1990er Jahre verfiel er der Manipulation elektronischer Musik im weitesten Sinne. Vom Drum & Bass über Jazz-Experimente zum Speedmetal und zurück sind seine elf Alben allesamt Unikate am Elektronik-Firmament. Sein Bassspiel ist mittlerweile legendär. Größen wie Flea von den Red Hot Chili Peppers, Andre 3000 (der seit Jahren um eine Audienz bittet) und Thom Yorke werden ganz zappelig, wenn sie seinen Namen hören. Vier »Kids«, wie Squarepusher sie nennt, haben ihn nun, nach fünfzehn Jahren Solo-Einsamkeit, in seine Band-Vergangenheit zurückgeholt und formieren sich um ihn als Shobaleader One. Viel verraten wird nicht über diese »Kids«. Sie sollen hochkarätig sein, aus dem Metal-Milieu kommen und auf glatt polierten R&B stehen. Angelehnt an Squarepushers letztes Studioalbum Just A Souvenir von 2008 werden Saiten und Stimmen verzerrt, stoische Beats geschlagen und ätherische Keyboards ausgesendet. Das erinnert stellenweise an die alten Daft Punk und Air und hat dennoch einen entscheidenden Unterschied: Es ist perfektes Songwriting. Squarepusher hatte schon 2001 bewiesen, wie er Versatzstücke eines ganzen Genres neu ordnen kann, als er auf Go Plastic alle klassischen Amen-Breaks des Drum & Bass kondensierte. Mit Shobaleader One geht es nun dem glamourösen Pop und Metal an den Kragen. Absolut pointiert sitzt jedes Riff. Opulenter Minimalismus erzeugt pure Effizienz. Und hinter jeder Sekunde dürfte sich mindestens ein Popzitat finden. Das ist nicht nur handwerklich brillant, sondern auch verdammt lustig.