Über einer Toreinfahrt in den Hügeln von Beverly Hills prangt ein großes »S« und das ist über weite Strecken eins der wenigen Indizien, die Willem Alkema Anlass zum Recherchekrimi Coming Back For More (The Forgotten Legacy of Sly Stone) geben. Seit Jahren fehlt jegliches Lebenszeichen von der Soul- und Funklegende, der als Frontman von Sly & The Family Stone stilprägend in den sechziger und siebziger Jahren wirkte, doch nach einem rasanten künstlerischen und privaten Abstieg in der Bedeutungslosigkeit versank. Sein musikalischer Einfluss hingegen ist immer noch messbar und so nimmt sich Alkema diesem fast vergessenen Erbe an, auf der Suche nach Erklärungen, vor allem aber vom Bedürfnis der Wertschätzung von Stones musikhistorischen Bedeutung getrieben.
Was Coming Back For More von einem gut recherchierten TV-Beitrag unterscheidet, ist, dass der Film allen technischen Unwegsamkeiten zum Trotze von Alkemas Leidenschaft lebt – der unnachgiebigen Leidenschaft eines Fans und Bewunderers. Dies führt zum einen, zu einer beeindruckenden Präzision (wenn er beispielsweise jeden noch so kleinen Hinweis oder Zeitungsbeitrag fein säuberlich archiviert), zum anderen macht es den Film spannend, da er meist eine sehr persönliche Perspektive beibehält und sich an keiner Stelle mit einem ausreichenden O-Ton zufrieden gibt, immer etwas mehr will, stets jeden noch so naiven Versuch Sly Stone auf die Spur zu kommen mit großer Ernsthaftigkeit betreibt. Es führt im Ergebnis zu einem tief gehenden Portrait eines Künstlers, den die Zeit überdauert zu haben scheint.
Während der Suche nach Sly Stone stößt Alkema auf Zeitgenossen und Bandmitglieder und sammelt Material, das den Kreis um den Gesuchten immer enger zieht und das Bild der Funklegende immer schärfer zeichnet. An einem Punkt, an dem man sich als Zuschauer schon beinahe zufrieden gibt mit dem Ergebnis der dokumentierten Recherche (was vor allem an dem großartig aufbereiteten Archivmaterial liegt) geschieht das Unerwartete: Willem Alkema bekommt das Interview mit Sly Stone und liefert damit das erste Material des Musikers seit fast 20 Jahren Abwesenheit. Noch dazu hat ihn seine umfassende Recherche so nah an die Person hinter den Maskeraden gebracht, dass wir tatsächlich im Wohnzimmer Stones aufwachen und merken, wie sehr wir mit Alkema mitgefiebert haben, wie sehr er uns durch seine schon fast kindische Begeisterung auf dieser Schatzsuche als Komplize gewonnen hat.