Für diese Ausgabe der DJ-Charts haben wir Danilo Plessow aka Motor City Drum Ensemble ins Boot geholt. Der Stuttgarter DJ ist unter House-Jüngern für die Raw Cuts 12-Inch Serie bekannt und hat bereits für die nächste Compilation der legendären DJ-Kicks Serie eine breit gefächerte Auswahl seiner Einflüsse zusammen gestellt. Plessow geht für uns tief auf Tauchstation durch seine musikalische Galerie von Soul, Jazz, Boogie, Afrobeat bis hin zu Techno. In reichhaltiger Vielfalt, fast eklektisch anmutend, streckt sich das Spektrum der Auswahl von Charles Mingus über Marion Brown bis Vakula. Dabei sind die ersten fünf Tracks »for dancing« und die letzten fünf »for romancing« wie der Stuttgarter noch zu Protokoll gibt.
1 – Picture Of You by Vakulataken from the 12inch Picture Of You, Dekmantel 2011
Find it at hhv.de: EP
Sehr, sehr gute Veröffentlichung von meinen Kumpels aus Amsterdam. Vakula macht hier wirklich alles richtig und das, obwohl ich eigentlich Rave-Pianos nicht ausstehen kann. Würde mich schwer wundern, wenn das nicht einer der Top Tracks des Jahres wird. 2 – Wires (Theo Parrish Remix) by Owiny Sigoma Band
taken from the 12inch Wires, Brownswood 2011
Mr Parrish scheint in letzter Zeit wieder sehr rege zu releasen; dieser Remix gefällt mir von den neuen Stücken definitiv am besten. Das Original ist aber auch wie geschaffen für einen Remix von ihm: Afrobeats und Chants hört man auch regelmässig in seinen DJ-Sets. 3 – In July Focus by Gesloten Cirkel
taken from the 12inch Moustache Techno Series 001, Moustache Techno 2010
Find it at hhv.de: 12inch
Dahinter steckt wohl I-F, Rotterdamer Techno-Urgestein der ersten Stunde. Die erste Gesloten Circle wandert schon für ziemlich hohe Beträge über den (virtuellen) Tresen und auch diese 12inch hat das Potential dazu. Besonders die B-Seite, die nicht ganz so brachial austeilt, hat es mir angetan. Die Sounds klingen enorm erfrischend und gleichzeitig aber klassisch genug, um nicht bald schon wieder passé zu wirken. 4 – Groove With Me by Keith Worthy
taken from the 12inch The Rise of the Dijital Teknobots, Brownswood 2011
Die neue Keith Worthy ist ein schöner Builder, perfekt entweder sehr früh oder sehr spät. Ein vielseitiges Paket, kann man auch entspannt zu Hause bei einem Glas Wein genießen. 5 – Galactic Transit by The Oliverwho Factory
taken from the 12inch Galactic Transit, Rush Hour 2011
Find it at hhv.de: 12inch
Ein Brett vor dem Herrn, wie man so schön sagt. Rush Hour machen ja in letzter Zeit erstaunlich oft alles richtig, aber bei der Nummer hat es mir wirklich erstmal die Schuhe ausgezogen. Einziges Problem: Den passenden Track danach zu finden, der diesem Druck standhält. Bitte mehr! 6 – Visions by Marion Brown
taken from the LP Vista, Impulse 1975
Ein wunderschönes, sehr fragiles Cover von diesem Stevie-Wonder-Klassiker. Marion Browns Saxophon und Allen Murphys Gesang ergänzen einander perfekt. Es überrascht mich immer wieder, wie viel gute Musik eigentlich auf Impulse bis in die späten Siebziger erschienen ist. 7 – Got to have you by The Antilles
taken from the LP The Antilles, JugoDisk 1982
Ich versuche immer noch, bei jedem Gig mit vielversprechenden Plattenläden in der Nähe, ein paar Stunden zu diggen. Und manchmal hat man auch sensationelles Glück wie bei dieser wirklich verdammt raren Boogie Platte. Eine englische Band, deren einziges Album aber nur in Ex-Jugoslawien erschienen ist, gefunden natürlich direkt an der Quelle in Belgrad. Und für ein Disco Album auch auf einem erstaunlich konstant hohen Niveau. 8 – You Have Lost The Battle by Exile One
taken from the LP Beaucoup D’Gaz A Bo (Lotsa Music Onboard), Disques Debs International 1975
Bei vielen Freunden, die ähnlich verbissen nach Platten suchen, sind Exile One nach wie vor ein Rotes Tuch. Eine französisch-dominikanische Island-Calypso-Band aus den Siebzigern, die aber immer mal wieder auch Richtung Amerika (und dann vorzugsweise gen early Kool & The Gang) geschielt haben. Als ich kürzlich die Platte Rainer Trüby vorgespielt habe, konnte er es nicht so recht glauben – ein sweet Soulstück von Exile One und verdammt gut noch dazu! 9 – The Only Black Man in the Ku-Klux-Klan by Keith Husbands
taken from the LP A Grateful Man, Foolish Virgin Records 1975
Und noch so eine Obskurität, diesmal aus Genf mitgebracht. Ähnlich wie Exile One eigentlich eine Island-Funk Platte, nur dass sie irgendwie verdammt nach Jon Lucien in den Ferien auf Hawaii klingt. Und über den Titel brauchen wir uns ja nicht unterhalten, zusammen mit dem Cover einfach unschlagbar schräg. 10 – Mingus Moves LP by Charles Mingus
taken from the LP Mingus Moves, Atlantic 1974
Diese Platte lief erstaunlich oft zu Hause in letzter Zeit. Eventuell liegt es auch an meiner Freundin, die nicht mehr die Finger davon lassen konnte. Die Besetzung mit Doug Hammond (vom Detroiter Tribe-Kollektiv), George Adams und Don Pullen allein ist schon ein Traum, und die ganze Platte bleibt durch und durch subtil und ausgesprochen hörbar.