Berlin ist bekannt als die Welthauptstadt der Clubmusik. Der hiesige Techno und Electro gelten als das Nonplusultra in Sachen Produktion und Klangqualität. Die Kuratoren Christine Lang und Christoph Dreher von Radical Riddims drehten den Spieß um: Sie luden die Avantgarde der Weltmusik 2.0 nach Berlin. Gebrochene Beats und die Folklore einer digitalen Bohème standen auf der Tagesordnung.
Das Festival beschreibt die Musik seiner Künstler als »Global Ghetto Tech« oder »Weltmusik 2.0«. Kannst du dich mit diesen Begriffen identifizieren?
Spoek Mathambo: Ich lehne den Begriff »Weltmusik« ab. Dadurch werden bestimmte Musikstile in ein kulturelles Ghetto gequetscht. Es entsteht der Eindruck, dass es ein definiertes Establishment gibt und alles was drum herum passiert, gehört nicht dazu. Das ist doch schrecklich. Ich will einfach nur richtig große Musik machen, die auch außerhalb meines Landes akzeptiert wird. Und zwar für das was sie ist! MIA ist für mich eine Referenzfigur und sie kommt aus London, also eindeutig aus der »Ersten Welt«. Sie benutzt zwar Tribal-Sounds; allerdings sehr verwaschen. Das ist also ein komplexes Thema und entspricht nicht der alten Idee von Weltmusik.
Wenn deine Musik weder »Weltmusik 2.0«, weder Kwaito noch Rap ist. Welchem Genre fühlst du dich zugehörig?»Ich habe mich bewusst dazu entschieden, kein Kwaito-Musiker zu sein, der auf einem lokalen Dialekt singt. «
Spoekt Mathambo
Spoek Mathambo: Ich finde, dass selbst die Kategorisierung in Genres abgegriffen ist. Wir schreiben das Jahr 2011 und Musik sollte sich durch neue aufregende Sounds auszeichnen. Wenn Leute meinen Sound hören, sollten sie sagen: Das ist herausfordernd und das ist Spoek Mathambo. Ich will neue Grenzen abstecken. Und vieles ist natürlich beeinflusst von südafrikanischer Musik. Aber vieles eben auch von Grime, Avantgarde-Jazz oder Post-Punk. Alles was ich in meinen 26 Jahren gehört habe. Labels oder Genres nützen mir einfach nicht.
Du machst es uns nicht gerade einfach deine Musik in Worte zu fassen. Erzähl uns doch was Herkunft für dich bedeutet.
Spoek Mathambo: Mein Ziel war es immer eine progressive Stimme der südafrikanischen Musik zu sein. Dazu benutze ich natürlich musikalische Elemente meines Landes und meine Herkunft als solche. Die momentane Musikszene in meinem Land wird erstaunlicherweise von House und Techno dominiert. Diese Clubmusik ist schon fast so beliebt wie Pop. Die Fußball-Weltmeisterschaft hat viele unserer Musiker ins Rampenlicht gestellt und es hat sich eine sehr lebendige Musikkultur entwickelt. Bands wie Die Antwoord oder Black Jacks haben eine internationale Publicity bekommen und wir alle profitieren davon.
Auch auf dich wurde man im Ausland aufmerksam. Dein aktuelles Album Mshini Wam ist auf dem Londoner Label BBE erschienen. Du scheinst global vernetzt zu sein.
Spoek Mathambo: Ja, meine Musik ist definitiv nicht nur an den südafrikanischen Markt gerichtet. Ich lebe zwar dort und arbeite von Johannesburg aus. Aber ich habe eine Freundin in Malmö und bin viel in Europa. Meine Projekte sind fast immer international und der Sound richtet sich an alle. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, kein Kwaito-Musiker zu sein, der auf einem lokalen Dialekt singt. Noch einmal: Ich bin völlig uninteressiert an Untergenres und Klassifizierungen durch die »Worldmusic-Community«. Meine Releases sollen wie eine Bombe einschlagen! Überall.