Wenn Künstler aus der Untergrund Hip Hop-Szene plötzlich große kommerzielle Erfolge erleben dürfen, dann ist das immer eine heikle Situation, die oftmals die Meinungen der Fans spaltet wie Moses seinerzeit das Meer. 2003 ging das dritte Studioalbum der australischen Hip Hop-Crew Hilltop Hoods »The Calling« Platin und stellte so den Beginn eines unglaublichen Karriereaufschwungs dar. Ein eigenes Schuhmodell von DC, Eminem und Lil Wayne als Tourkollegen und ihr aktueller Longplayer »Drinking From The Sun«, erreichte bereits am ersten Verkaufstag Gold-Status. Wenn man sich diesen Fakten bewusst ist, war der hysterische Flair im überfüllten Festsaal Kreuzberg sogleich ein bisschen weniger skurril. Schon während der Appetitanregerperformance der »Sydney-anier« Horrorshow, die eine solide, 90s-lastige Boom Bap-Show im Kohlenstoffdioxid vermieften Gemäuer zum Besten gaben, heizten die Schaulustigen die Saaleuphorie zu einer deratig nervösen Gesamtatmosphäre auf, dass man sich fast fragen musste, ob man hier auf einer Hip Hop-Show oder einem Cro-Konzert mit konträrem Männeranteil ist. Den Rest des Abends kann man unter eine schillernde Headline fassen: Entertainment. Suffa MC, MC Pressure und Debris bewiesen in den knapp 60 Minuten, dass sie ganz genau wissen wie man ein Publikum mit einer exzellenten Live-Show in den Bann zieht – und das bis in den letzten Winkel des Festsaals. Jeder Griff hat hier gesessen: die pathetisch gehauchten 16 Bars von »The Thirst Pt.1« als Opener, die Bühnenenergie, die mit einem Rudel aufgebrachter Pitbulls vergleichbar gewesen wäre, die einwandfreie Technik, Lyrik & Musikqualität, in Kombination mit dem ständigen, pushenden Kontakt zur Crowd und der homogene Wechsel zwischen Classics und neuen Songs. Trotzdem fehlte irgendwie was und das war der Charme des Unperfekten. Manchmal geht auf dem oben skizzierten Karriereweg, auf dem man plötzlich Gefallen an überproduzierten Orchesterbeats und theatralischen Singsang-Hooks findet, etwas anderes verloren. Man kann am Konzert der Jungs von Hilltop Hoods absolut keine Negativkritik üben. Hinter dem Sound, den die Jungs inzwischen machen, steckt spürbar viel Arbeit, viel Authentizität und viel Liebe, aber mit den lässigen, unbeschwerten Anfangszeiten hat die Wirkung der Musik, der Perfomance und des mitschwingenden Feelings nur noch wenig zu tun.
Australian Hip-Hop – Aufstieg des Down-Underground?
Essay