Dem australischen Volk sagt man eine entspannte und unbeschwerte Mentalität nach, so etwa im Sinne eines Bobby McFerrin-Songs. Sicher, nicht jeder Australier bedient dieses positiv besetzte Klischee, auf Ta-Ku allerdings trifft es ziemlich genau zu. Der junge Produzent stammt aus Perth, einer isolierten Metropole im sonst hauptsächlich von Wüste durchzogenen Westaustralien. Ein Musikmekka ist das nicht unbedingt. Voreilig könnte man meinen, ein solcher Ort sei deshalb auch suboptimale Residenz, will man sich als Musiker weltweit Gehör verschaffen. Im Fall von Ta-Ku, der mit bürgerlichem Namen Regan Matthews heißt, verhält sich das anders. Er empfindet das sogar als entscheidenden Vorteil. Vor fast sechs Jahren beginnt er sich neben seiner Vollzeitanstellung bei einer Krankenversicherung, in jeder freien Minute der Beatbastelei hinzugeben und stößt damit auf wachsendes Interesse. Statt in ein musikalisches Epizentrum zieht es ihn eher in sein Schlafzimmer, hinter PC, Keyboard und Vinylkisten zurück. » Es gibt hier nur sehr wenige, die das tun, was ich tue und das ist auf eine sehr eigene Weise inspirierend. Meine musikalische Mentalität ist ziemlich relaxed. Ich will einfach Spaß mit meiner Musik haben und die Menschen hier ticken genauso, insofern ist es für mich sogar ein Vorteil von hier zu sein«
Hört man sich Ta-Kus Musik an, so fällt es schwer, sie mit einem Genre-Label zu etikettieren. Vielfältig wie der Künstler selbst sind auch die Einflüsse, die in seinen Produktionen wirken. Er ist einer dieser Produzenten der neuen Beat-Generation, der die heikle Gratwanderung zwischen gesteckten musikalischen Grenzen gekonnt meistert, in dessen Songs ungleichartige Komponenten zu etwas Stimmigen und Organischen fusionieren und der es bei allem Formenreichtum schafft, sie auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen. Ob er nun den Sound verstaubter Soul-Platten zur Grundlage seiner Beats macht, dem Chicago House verfällt, mit elektronischen Elementen experimentiert und sich digitaler Synthesizers bedient, die Einzelteile verschmelzen in Ta-Kus Händen stets zu etwas Emotionalem. »Meine Musik hat immer auch Gefühl. So würde man wohl Soul-Music beschreiben und deshalb nenne ich meine Musik auch Soul. Aber eigentlich muss sie sich jeder selbst anhören und seine eigene Entscheidung treffen«
Der familiäre Umkreis des jungen Australiers ist aus seinem musikalischen Werdegang kaum wegzudenken. Die Beziehung zu seiner Musik war (und ist) immer auch eng mit der zu seinen liebsten Menschen verbunden. Musik muss Spaß machen, sagt er, aber er nutzt sie auch, um sein Fühlen und Erleben mit all den scheinbaren Banalitäten des Alltags in ihr zu katalysieren. Die erste Sozialisation erfährt er durch die große Plattensammlung seines Vaters, die ihn den Motown Sound und den Softrock der 1970er Jahre lieben lehrt. Im High School-Alter kommt er, dank seiner älteren Coussins, die auch enge Freunde sind, erstmals mit Hip Hop in Kontakt. Von da an laufen NWA, Nas, Biggie, sowie Brandy und R.Kelly in Endlosschleife auf seinem Discman. Auch das »50 Days for Dilla«-Projekt, bei dem er jeden der 50 Tage einen neuen Beat bastelte und ihn der Öffentlichkeit zugänglich machte, war von zwischenmenschlichen Erlebnissen geprägt. Es war eine Art Beschäftigungstherapie, um über den Trennungsschmerz seiner zum damaligen Zeitpunkt gescheiterten Beziehung hinweg zu kommen. »Beziehungen sind die Quelle meiner Kreativität. Und ich meine nicht nur Liebesbeziehungen oder Freundschaften, das kann jede Art von Begegnung sein. Jemand, den du im Bus triffst, auf einem Gig oder auf dem Weg zur Arbeit. Diese Welt ist schon komisch. Wir laufen täglich an hunderten von Menschen vorbei und trotzdem passiert es so selten, dass wir in unserem Alltag mit jemandem Fremden in Kontakt treten. Wenn wir das aber zulassen, dann spürt man oft eine besondere Energie und genau das ist die Energie, dich ich auch verspüre, wenn ich meine Musik mache.«»Diese Welt ist schon komisch. Wir laufen täglich an hunderten von Menschen vorbei und trotzdem passiert es so selten, dass wir in unserem Alltag mit jemandem Fremden in Kontakt treten. Wenn wir das aber zulassen, dann spürt man oft eine besondere Energie und genau das ist die Energie, dich ich auch verspüre, wenn ich meine Musik mache.«
Ta-Ku