Was für ein guter Tag es wäre, um die Xbox anzuschmeißen. Tolles Wetter und Stephen Bruner schaut aus dem Fenster raus aus Hollywood. Vor ein paar Tagen erschien sein zweites Album als Thundercat – »Apocalypse«. Es ist eine persönliche Platte, ein emotionaler Trip, wie Bruner erzählt, geht es an vielen Stellen doch darum, dass er seinen Freund Austin Peralta nach dessen Tod vermisst. Gemeinsam mit Flying Lotus hob er »Apocalypse« aus. »FlyLo ist unglaublich, er ist einer meiner besten Freunde«, sagt Bruner. Lotus selbst twitterte, dass dieser Stephen Bruner jemand sei, der immer eine Idee hat. Mit seinem Bassspiel verbindet Bruner als Thundercat so verschiedene Dinge wie Fusion, Jazz, Funk, Rock, Indie und Soul. Das steckt alles drin in seinem Sound, der aber immer Bruners Bass und dessen Melodien und Rhythmen als wichtigste Essenz in sich trägt.
Übst Du eigentlich immer noch das Bassspielen?
Stephen Brunner: Yeah! Ich habe letzte Woche eine kleine Pause eingelegt. Flying Lotus und ich sind davor gerade von einer Tour zurückgekommen, ich war danach noch alleine in Australien. Daher habe ich es etwas ruhiger angehen anlassen. Aber in ein paar Tagen geht es wieder los, also muss ich mich jetzt wieder ranmachen. Aber klar, ich übe die ganze Zeit. So wurde ich erzogen. Wenn ich meinen Bass in die Hand nehme, will ich den ganzen Tag spielen. Manchmal schreibe ich etwas, höre etwas und dann fange ich an zu den Cartoons im Fernsehen zu spielen oder zu den Alben, die ich auf meinem Computer habe. Das geschieht komplett unterschiedlich und tagesformabhängig. Das hat mit dem traditionellen Üben wenig zu tun.
Wann und warum hast du angefangen mit dem Bass?
Stephen Brunner: Da war ich noch ein Kind. Und ich habe keine Ahnung, weshalb ich damit angefangen habe. (lacht) Meinen ersten Bass habe ich von meinem Vater bekommen. Jeder in meiner Familie ist Musiker. Und mein Vater hatte immer Sachen im Haus, um einem Musik schmackhaft zu machen.
Was war denn der erste Song, den du auf dem Bass spielen konntest?
Stephen Brunner: Smoke On The Water! Deep Purple!
Ein Klassiker.
Stephen Brunner: Genau, das war das erste, was ich konnte. Und das ist so lustig. Ich dachte mir damals: »Yeah, ich hab’s drauf!« Heute schaue ich zurück und denke mir: »Meine Güte, ist das abgedroschen.« (lacht) Aber es war auch toll, weil es mir jemand gezeigt hatte. Dadurch, dass es mir jemand gezeigt hat, habe ich mich hingesetzt und es gespielt, bis ich es nicht mehr hören konnte. Dann habe ich eben versucht, was anderes zu spielen. Das andere Zeug kam dann, verschiedene Sachen lernen und so.
Wie viele Instrumente kannst Du denn spielen?
Stephen Brunner: Ich spiele nur Bass.
Du hast nie mal Gitarre ausprobiert?
Stephen Brunner: Nein. Ich habe viele Freunde, die eine ganze Reihe von Instrumenten gelernt haben, um Schreiben und Arrangieren zu können. Aber ich benutze meinen Bass als Mittel dafür. Ich versuche eher zu lernen, meinen Bass ein wenig anders als auf die traditionelle Art zu spielen, so schreibe ich meine Musik. Ich schreibe meine Musik für meinen Bass.
Wann fingst Du an, eigene Songs zu schreiben?»Ich versuche zu lernen, meinen Bass ein wenig anders als auf die traditionelle Art zu spielen, so schreibe ich meine Musik. Ich schreibe meine Musik für meinen Bass.«
Stephen Bruner
Stephen Brunner: Ich habe damit begonnen, als ich ein Teenager war und die Chance hatte in verschiedenen Gruppen mitzuspielen. Ich musste sehen, wie ich mein Instrument benutzen kann, um damit Tracks zu schreiben. Außerdem hatte ich mein eigenes Studio, als ich jünger war. Und als ich all diese Sachen zusammen hatte, öffnete mir das den Weg zum Schreiben.
Hast Du noch eine Ahnung, worüber deine erste Songs so handelten?
Stephen Brunner: Also, meine ersten Songs waren keine Stücke, zu denen man singt – sie waren eher nur Tracks. Einer meiner ersten Songs, die ich jemals produziert habe, war für Steve Spacek, ist schon ein paar Jahre her, als er ein Album machte mit dem Titel »Space Shift«. Ich habe einen Song auf dieser Platte geschrieben. Und ich war so glücklich, dass ich einen Song hatte, den jemand hören wollte und mochte. Er wollte meinen Song! Das war der erste Song. Und das war der Start für mich, um Musik zu schreiben.
Gibt es irgendwelche Idole für Dein Bassspiel? Wer ist Dein liebster Bassist?
Stephen Brunner: Mh, wer ist mein liebster Bassist? Das ist eine gute Frage. Ich würde sagen, ich habe keinen Lieblingsbassisten. Ich bin aber ein großer Fan von vielen. Einer davon wäre Stanley Clarke, einer Anthony Jackson, Paul Jackson. Ron Carter. Wie gesagt: Ich habe viele. (lacht)
Mal Hand aufs Herz und aus Deiner Sicht – ist Flea von den Red Hot Chili Peppers wirklich so gut?
Stephen Brunner: Ja. Ist er. (lacht) Schau dir mal nur an, was er für Musik in den letzten Jahren gemacht hat – jeder kann seine Musik fühlen. Außerdem ist er einer der authentischsten und ehrlichsten Typen in der Musik, die ich kennengelernt habe. Er gibt sich so wie er ist. Die Leute sehen seine Show und die Sachen, die Flea zu Flea machen. Aber darum geht es nicht. Seine Fähigkeiten im Songschreiben… Als ich mit auf Tour war, habe ich da jeden Abend gesessen und nur gedacht: »Wooooh!« Flea ist ein außergewöhnlicher Musiker, ohne Scheiß. Er tut einfach, was er tut.
Was ist denn die beste Bassline, die Du jemals geschrieben hast?
Stephen Brunner: Was ist das denn für eine Frage? (lacht) Das ist ja schrecklich! Das kann ich Dir nicht sagen! Das weiß ich doch nicht.«
Naja, das weiß man doch ein wenig. Nicht jeder Artikel, den ich schreibe, ist immer gleich gut, manche mag ich lieber.
Stephen Brunner: Eine Bassline, bei der ich froh bin, dass ich sie geschrieben habe, ist die auf »Cosmogramma« von Flying Lotus. Ich erinnere mich nur noch daran, als ich sie geschrieben habe, bin ich durchs Wohnzimmer mit dem indianischen Kopfschmuck getanzt und er hat sie aufgenommen. Das war einer der coolsten Momente. Immer wenn er den Song in seinem Set spielt, raubt mir das für ein paar Sekunden den Verstand.