Einen gelungerenen Abschluss hätten die Veranstalter des XJAZZ Festivals kaum finden können: Nightmares On Wax führten vergangenen Samstag mit einem energiegeladenen Konzert das erstmals stattgefundene Jazzfestival mit Sang und Klang zu seinem Abschluss. Das Konzert stand wie die drei Festtage zuvor ganz im Zeichen eines zeitgemäßen Verständnisses von Jazz: Bei Auftritten von Künstlern wie dem Pianisten Francesco Tristano, über Emilíana Torrini , der Samuel Samuelsson Big Bandkonnte oder Henrik Schwarz und Frank Wiedemann als Schwarzmann konnte erlebt werden, dass diese Jazz-Idee von der Neoklassik über Songwritertum bis hin zu elektronischer Musik reicht.
Ein krönender Abschluss
Zum Abschluss zelebrierte dann also George Evelyn, der auch als DJ E.A.S.E. bekannte Kopf hinter Nightmares On Wax, die Spielarten des Downbeat. Mal an den Decks, dann wieder Seite an Seite mit seinem stimmgewaltigen Sänger Ricky Rankin, war er dabei ein überzeugender Animateur: »It’s Power Music!«, rief er in die Menge. Unterstützung erhielt Warp Records‘ dienstältester Künstler bei seinem gut zweistündigen Auftritt von einem Musikerensemble, das sich aus internationalen wie Berliner Festivalgästen zusammensetzte. Bereits nach dem Eröffnungstrack erschienen fünf Streicher des Camerata Kammerorchesters, die dem Livebandfaktor zwar durchaus zuträglich, aber nicht immer zu hören waren. Umso satter erklang der blecherne Support der vierköpfigen Bläsersektion von der rechten Bühnenseite, der zeitweilig sogar von Jazzanova-Mitglied und XJAZZ-Festival-Kurator Sebastian Studnitzkys Trompete verstärkt wurde. Und so gab es an jenem verregneten letzten Festivalabend mehr als atmosphärische Runterkomm-Musik, die nur in den Lounge-Arealen der Clubs funkioniert.
Hände hoch
In ausgelassener Stimmung, die sowohl auf als auch vor der Bühne herrschte, wurde neben dem Festivalende auch das 25-jährige Jubiläum von Nightmares On Wax gefeiert. Das scheinbar vornehmlich aus treuen Anhängern bestehende Publikum folgte einstimmig George Evelyns Aufrufen zum Mitsingen, warf begeistert die Hände in die Luft und wiegte sich mehr als bereitwillig zu den balearischen Afterhour-Rhythmen ihres Zeremonienmeisters. Dessen Abschiedsworte hätten auch von den XJAZZ-Veranstaltern stammen können: »Do you feel the collective energy? We’re addicted to that shit!«.