Trotz ihrer Kooperationen mit Stereolab, Mouse On Mars und John McEntire hatten die High Llamas in den späten Neunzigern bei hiesigen Hipstern keinen leichten Stand. Die einen witterten in jeder Latin- und Westcoastrock-Referenz gediegene Große-Bruder-Mucke. Die anderen – oft frisch bekehrte Brian-Wilson-Jünger – empfanden die Beach-Boys-Hommagen der Londoner als frevelhaft. Vielleicht, weil sie nicht auf die Texte achteten? Denn die Art, wie Sean O’Hagan auch auf dem achten High-Llamas-Album die Herz-Schmerz-Thematik ausklammert und lieber im unschuldigen Tonfall über futuristische Bauprojekte, ausgediente Rennpferde und von der Muse geküsste Mechaniker singt, markiert bis heute den entscheidenden Unterschied zu den genannten Inspirationsquellen. Zwar ist es schade, dass auf Talahomi Way nicht mehr so viele Gastsängerinnen zu hören sind wie auf den vier Vorgängeralben (vor allem Can Cladders bekam so einen faszinierenden Soul-Einschlag à la Blue Mink). Dafür führen hier üppige Streicher- und dezente Bläsersätze, Banjo, Cembalo, Harfe, Mundharmonika, Orgel, Vibra- und Marimbaphon ihre feierlichen Kurzdialoge. Und die lassen oft an Carla Bleys Dinner Music oder gar an Sergej Prokofieffs Peter und der Wolf denken. Aber auch die elektronische Seite der High Llamas kommt in kurzen Überleitungsstücken wieder stärker zur Geltung – und wirkt dabei doch organischer als 1998 auf Cold & Bouncy. Wahrscheinlich das Verdienst von Sean O’Hagans Langzeitpartner Tim Gane (mit dem Ex-Stereolab-Mastermind komponierte er zuletzt zwei Soundtracks für den französischen Regisseur Marc Fitoussi), der Talahomi Way mischte und dabei das Augenmerk besonders auf tropikalisch vertrackte Rhythmik legte.
Talahomi Way