Review Dance

6th Borough Project

One Night In The Borough

Delisions Of Grandeur • 2011

Never bite the hand that feeds you – eine Binsenweisheit, die auf der Insel gerne ignoriert wird. So konsequent wie ihr Bruder im Geiste Mark E wenden sich Graeme »The Revenge« Clark und Craig Smith auf ihrem Debütalbum dann aber doch nicht von dem ab, was sie in den letzten Jahren so häufig auf die Plattenteller der Warm-Up-DJs gebracht hat: Sample-lastige Zeitlupen-House-Edits, aus denen sich nach kontemplativen Aufbau langsam prominente Soul- und Disco-Vocals herausschälen. Dennoch fällt auf, dass sich das Duo auf One Night In The Borough nicht mit Schwofen begnügen will. Im Gegenteil: die Nacht beginnt mit einem durchaus fordernden Doppelpack knapp um die 120bpm, bevor uns das großartige If The Feeling’s Right mit kaum 90bpm und epischem Vocalsample vor Augen führt, warum diese Art der Entschleunigung vor drei Jahren der ganz heiße Scheiß war. Gleichzeitig verdeutlicht dieser Track auch das Grundproblem eines eigentlich clever gesequencten Albums: die wenigen Tracks unterhalb der 100-BPM-Grenze sind allesamt Highlights, weil sie so viel lebendiger und rauer klingen als die sehr sauber programmierten, aber irgendwie seelenlosen Deep-House-Flurfüller jenseits der 115bpm, die One Night In The Borough nicht nur numerisch dominieren. Zu oft berufen sich Clark und Smith hier auf diesen typischen, englischen Tech-House-Sound eines Jimpster oder Milt Jackson, der zwar die richtigen Helden verehrt, in der Ausführung aber nur zu oft an die pedantische Deep House-Chirurgie erinnert, die gerade in unseren Gefilden so arg dominiert. Man will ihnen dann zurufen, Moodymanns jetzt schon legendäres RBMA/MPC-Interview nicht nur bei Facebook zu teilen, sondern sich dessen Worte auch zu Herzen zu nehmen. Dass es die beiden (untertourig) besser können, wissen wir ja.