Review Rock

John Maus

We Must Become The Pitiless Censors Of Ourselves

Upset The Rhythm! • 2011

Die erste Reaktion auf das dritte Album des Mannes aus Austin, Minnesota ist verwundertes Augenreiben bzw. Ohrenputzen. Hört man noch richtig? Ist das Modern Talking mit Ian Curtis als Sänger? Giorgio Moroder-Remixe von Sisters Of Mercy? Erstaunlich, dass diese Kombination von simplen Drum-Patterns, analogen Synthies und sakral-verhallter Stimme mit einem Maximum an Pathos tatsächlich so gut funktioniert. Gleichzeitig zeigt der ehemalige Tour-Keyboarder von Animal Collective und Ariel Pink auf, wie nah sich diese vermeintlichen popkulturellen Gegensätze eigentlich sind. Zwischen U- oder E-Kultur gibt es keine Unterschiede mehr, es kommt nur noch auf die richtige (Re-)Kombination von musikalischen Elementen und Posen im Vortrag an. Entsprechend groß sind auch die besungenen Themen: Glaube, Liebe, Hoffnung; Tod, Gewalt und Transzendenz. Da passt es nur zu gut, dass der eindeutigste Radio-Hit Cop Killer heißt, in dem Zeilen wie »Kill every cop in sight« oder »Against the law« mit so viel Pathos und Überzeugung gecroont werden, dass John Maus, der große Verbinder von Antagonismen, damit schließlich sogar Ice T’s gleichnamigen Bodycount-Hit mit psychoanalytischen Ansätzen eines Jacques Lacan kurzschließt. Ein durchweg faszinierendes Album!