Review Hip-Hop

Hail Mary Mallon

Are You Gonna Eat That?

Rhymesayers • 2011

Das Verfallsdatum der 1990er-Jahre-Untergrundbastion Definitive Jux war schon lange überschritten, bevor das Label aus Insolvenzgründen seine verrosteten Tore schloss. Ein weltfremder El-P verlor sich von seinem Sicherheitsbunker aus in Apokalypseszenarien und versuchte schon länger nicht mehr, den Anschluss an die weiterentwickelte Szene zu finden. Die Ära psychedelischer Raps wird in Alleinregie von Aesop Rock weitergeführt, der nicht müde wird, Bilder in Endzeitstimmung zu malen und in bester Manier mit unseren Köpfen zu »messen«. Aus der ungesunden Chemie mit dem alten Labelmate Rob Sonic heraus, entstand mit Hail Mary Mallon nun aus den verrotteten Def Jux Überresten eines der interessantesten Independent Projekte dieses Jahres, benannt nach, Mary Mallon, einer Typhus streuenden Köchin des letzten Jahrhunderts. Mit Rhymesayers wurde die passende Giftküche gefunden für das Gebräu aus düsteren Rapklumpen, zerkleinert in kafkaeskem, teils abstrahierten Storytelling, das Aesop in seiner nasalen Art die letzten Jahre bekanntlich perfektionierte, verrührt mit polternden, Alarm schlagenden Beats. Beide Rapper battlen sich auf dem Album, wer über die sowohl ernsten als auch humorvollen Themenvorlagen die dreistesten Reime packt und haben dabei auf teils absurde Weise eine Menge Späß. Harte Jungs brauchen keine Hook, zur Verfeinerung dienen die Scratches aus der Hand des dritten Übeltäters, DJ Big Wiz. Wir schlucken diesen schwer verdaulichen Brei gerne, schließlich sind wir inzwischen abgehärtet. Hail Mary Mallon verbreiten ihren Virus so oder so, genau wie einst die verhängnisvolle Köchin.