Field Recordings besitzen eine große Macht. Da ist zum einen die Chance, Dingen, Prozessen und Verhältnissen Gehör zu verschaffen, die ansonsten im Alltagsrauschen verwischen. Field Recordings können dann wie Richtmikrofone funktionieren, welche sich die ungehörten Stimmen aus dem Chaos herausgreifen, fast basisdemokratisch. Clever kombiniert können sie zudem gewohnte, voneinander getrennte Realitäten zusammenführen und damit eine Collage entstehen lassen, welche unser Weltbild herausfordert. Zusammen ergibt das die großartige Chance, Bewusstwerdung und Bewusstseinserweiterung zugleich zu erleben. David Toop hatte der großen Vielfalt dieser Klangforschung, die immer viel mehr Sozialforschung ist, 2004 in seinem Buch und der begleitenden CD Haunted Weather ein gebührendes Denkmal gesetzt. Mieville verpasst diese Chance. Ob seine fünf Titel nun One-take oder kombinierte Aufnahmen sind, in jedem Fall sind sie sich ausschließlich selbst genüge. Zwei Nächte auf Costa Rica klingen nach Insektenschwärmen, ein paar bellenden Hunden und – um die Differenzierung zu Wegeleben in Sachsen-Anhalt zu erreichen – ein paar bearbeiteten Metalskulpturen. Das ist alles sehr freundlich und erspart uns die Reise nach Südostasien, verweigert uns aber den grundlegenden Reiz an Field Recordings: Entdeckungsdrang.
Emmanuel Mieville
Ether
Baskaru