Es ist schon länger her. Doch bereits beim ersten Songs dieser Platte kommt die Erinnerung. Zumindest an diese unverkennbare Stimme: This is… Tunng. Hinter den Diagrams steckt kein anderer als der ehemalige (Co-)Frontmann und Songwriter Sam Genders, der gemeinsam mit Mike Lindsey die Band Tunng gründete und mit wenigen Alben einen schön-verschrobenen Beitrag zum Freak-Folk lieferte. Genders nahm sich eine selbstgewollte Auszeit, unterrichtete an einer Schule und gründete die Band Diagrams. Auf dem Soloalbum Black Light, das zusammen mit einer EP erscheint, ist wenig übrig vom Sound der minimalen Band von einst. Klar da sind Genders sanft wohlige Vocals, doch der Background ist verändert. Statt der minimalen elektronischen Instrumentalisierung mit gezupften Gitarren wird hier auf poppige Melodien, Effekte, Bläser, chorale Gesänge und tanzbare Funk-Grooves gesetzt. Ein Umstand, den auch die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Mark Brydon (Moloko) beeinflusst haben dürfte. Im titelgebenden Widerspruch Black Light spiegeln sich aber auch die problembehafteten Erfahrungen Genders, die er nach dem Ausstieg bei Tunng mittels eines Selbstheilungsprozesses ins Positive verkehrte. So steckt im Dunkel schon das Helle, im Unglück auch das Glück und umgekehrt. Und vielleicht ist das Leben ein ewiger Kampf zwischen diesen untrennbaren sich bedingenden Gegensätzen. Songs wie Night All Night oder Ghost Lit erzählen von den Unsicherheiten und dem Ringen mit alten ruhelosen Dämonen. In Appetite verbindet sich dieses Prinzip (»Tiny ants under her skin, sending messages to her mind…«) mit einer erneuten Experimentierlust und Lebensfreude, die eben als Antagonisten dem Trübsal entgegen gesetzt werden müssen. So ist Black Light ein Sinnbild der Überwindung alter Geister und zugleich ein gar feines Album für den Hörer.
Black Light