Jamie Stewart rauchte die Haare seiner Fans und schrieb Poster mit eigenem Blut. Da scheint es nur konsequent, Fan-Tattoos als Albumcover zu verwenden, um das zehnjährige Bestehen von Xiu Xiu zu würdigen. So viel Leidenschaft ist typisch für Band wie auch Fangemeinde. Letztere wird sicherlich nicht enttäuscht, denn Xiu Xiu feilen weiter an ihrem Diskurs-Pop zwischen dem Zelebrieren der eigenen Marginalisierung und politischer Unkorrektheit. Nachdem alle Außenseiter, Verstoßenen und vom Schicksal Gebeutelten mit »Hi« begrüßt sind, werden zum Teil Themen älterer Songs aufgegriffen und so die Bandgeschichte kohärent weitererzählt. »Black Drum Machine« führt zum Beispiel die Geschichte um Belästigung und Inzest von »Black Keyboard« fort. Stets versucht Stewart in seinen Texten vermeintlich politisch korrekte Positionen mit persönlichen Schicksalen kurzzuschließen und so ad absurdum zu führen, was »I Luv Abortion« am deutlichsten zeigt. Auch die musikalische Form will nicht oberflächlich gefallen, überall sind Widerhaken und Kanten: Zwischen sanften Klavierakkorden brechen böllernder Electro oder Spielkonsolen-Sounds hervor – ohne allerdings einen melodischen Pop-Appeal vermissen zu lassen. Zusammengehalten wird das alles durch Stewarts exaltierte Stimme, die von hysterischem Kreischen über hymnischen Pathos bis einfühlsamen Hauchen alle Register zieht. »Always« ist dem Jubiläum der Band mehr als würdig.
Always