Es gab mal eine Zeit, da war Jazz für mich einfach nur der Nachbar von Will Smith – mit der eigentlich immer gleichen Pointe. Da war ich so fünf, sechs Jahre alt vielleicht. Ein paar Jahre später wurde mir klar, dass Jazz natürlich noch wesentlich mehr ist. Und wieder ein paar Jahre weiter stellte sich die Enttäuschung ein, dass auch dieser Jazz heutzutage meist nur die gleichen Pointen widerkäuen würde, wenn da nicht Leute wie Robert Glasper wären. Denn statt des elitären Anspruchsdenkens der meisten Hörer bedient der amerikanische Pianist ganz andere Rezeptoren. Berührungsängste zu Soul und Hip Hop hatte er nie und so liegt mit »Black Radio« nur die logische Konsequenz von Glaspers Angeödetsein von der aktuellen Jazz-Landschaft vor. Mit Erykah Badu, Bilal, Lupe Fiasco oder yasiin bey hat er sich eine ganze Reihe von starken Features ins Studio eingeladen, die mit ihm die Linien der zeitgenössischen Black Music zeichnen. Die Experiment Band sorgt dabei für einen durchgängig entspannten Flow und verpasst Sängerin Ledisi mal endlich einen anständigen Sound im Rücken. Dass Miss Badu sich in so einem Kontext ebenfalls hervorragend zurechtfindet, dürfte keine Überraschung sein. Glaspers Piano bleibt über die komplette Platte an die Melodie gebunden und doch drückt sein Spiel den Songs noch eine Ebene mehr Tiefgang rein. Die Version von »Smells Like Teen Spirit« geht aber mal komplett vorbei an der ganzen Atmosphäre, die »Black Radio« sonst durchzieht. Auch nach mehrmaligem Hören bleibt da nur ein großes Fragezeichen zurück. Glaspers Experiment bleibt aber für weitere Ausfälle zu sehr Grundlagenforschung. Und eine maue Pointe ist ja auch verzeihbar – besonders wenn der Rest überzeugt.
Black Radio Volume 1