Review Rock

Still Flyin‘

On The Bedroom Wall

Staatsakt • 2012

So wie das zweite Album von Still Flyin‘ tönt, wird es dem umtriebigen Sean Rawls wohl schnell langweilig. War das Debüt noch kollektivistischer, hippiesker Indierock mit Ska-Anleihen, ist die Band nun zum übersichtlicheren Sextett geschrumpft und serviert geschliffenen 80er-New Wave komplett mit unterkühlten Synthie-Flächen, The-Cure-Gitarrenmelodien, verhallten Drums und New-Order-Bässen. Den klinisch sauberen Klang hat ihr Produzent Haima Marriott (von Architecture in Helsinki) ebenfalls nahezu originalgetreu hinbekommen – man fragt sich nur, was das abgesehen von einer reinen Stilübung soll. Gut, Rawls hat schon mehrmals seine Vorliebe für Talking Heads kundgetan, aber wirklich nachvollziehbar wird der vollzogene Wandel dadurch trotzdem nicht. Das gewisse Händchen für gute Melodien hat Rawls aber immer noch und die zehn neuen Songs verbreiten jede Menge gute Laune, ohne melancholische Momente vermissen zu lassen. Die Texte sind auch nach wie vor erstklassig und handeln beispielsweise davon, die Geliebte zum Selbstmord zu überreden, damit man dann als Geister zusammen die Welt sehen kann, ohne sie zu berühren (»Spirits«). Trotzdem fühlt man sich etwas vor den Kopf gestoßen, dass The Clash so einfach gegen die frühen Tears For Fears eingetauscht wurden.