Review Rock

Strip Steve

Micro Mega

Boysnoize Records • 2012

In der schon längst wieder aus dem Fokus der Öffentlichkeit geratenen Welt der Maximal-Elektronik hat man es als Produzent nicht leicht, wenn man nicht schon früh Vorzeigbares abgeliefert hat: zig Produzenten, die dank einer erfolgreichen Single vor Jahren für einige Monate der Hype der Stunde waren, scheitern reihenweise daran, ein gutes Album auf die Beine zu stellen. Nicht aber der junge Franzose Strip Steve, der natürlich auch mit seiner über BNR veröffentlichten »Skip School EP« schon 2008 auf sich aufmerksam machte. Danach kam zwar außer einer weiteren EP auch nicht mehr besonders viel, dafür spielte er sich aber weltweit beim Auflegen konstant die Finger wund. Nun hat einer der fleißigsten DJs aus dem Boys Noize-Stall mit »Micro Mega« sein Album endlich fertig und man merkt beim ersten Hören schon, warum sich Alex Ridha so lange diesen Jungen warmgehalten hat. Oder wann konnte BNR das letzte Mal von sich behaupten, mit einem Release solches Radio-Airplay zu bekommen? So geschehen bei der Singleauskopplung »Astral Projection«, die bei überraschenden vielen Jugendwellen in Deutschland Anklang findet. Das Hauptargument für »Micro Mega“ ist, dass Strip Steve nicht auf die Idee kommt, die bewährte Maximal-Keule auszupacken und damit wild um sich zu schlagen. Stattdessen ist das Debüt überraschend funky ausgefallen, da er sich an den richtigen Vorbildern orientiert. In »Radiocheck« klingen die frühen Daft Punk durch, »Music For The Ringtone Generation« zitiert das musikalische Erbe seiner Heimat, und eine Kollaboration mit Robert Owens (»One Thing«) dürfte für einen 24-jährigen einem Ritterschlag gleichkommen. »Micro Mega« krempelt zwar nicht mit tiefgreifenden Kompositionen und »Intelligentem Techno« die Welt der elektronischen Musik um, sondern schafft stattdessen für knapp 50 Minuten viele kurzweilige Momente. Dass das nicht unbedingt einfach sein muss, haben die vielen anderen misslungenen Alben so vieler einst hoffnungsvoller Künstler gezeigt.