Lateef The Truthspeaker mag als Lyrics Born-Teil, Quannum Projects-Mitglied und Fatboy Slim-Feature gerne einen Ruf genießen, der eine gewisse Vogelfreiheit verleiht. Diese Vogelfreiheit wirft auf »Firewire« allerdings gleich mehrere Fragen auf. Langweilt oder überrascht es, noch einen Rapper mit halbwegs ambitioniertem Gesangseifer zu erleben? Ist es beeindruckend oder peinlich von Lateef, seinen »inneren Rakim«, seinen »inneren Paul Simon« und sogar seinen »inneren R.Kelly« beim Songwriting gefunden haben zu wollen? Darf sich ein politisch-sozialisierter Rapper auch mal amüsieren? Die Verwirrung beantwortet Lateef im besten Fall mit der standesgemäßen Hood-Hommage »Oakland« (an der Seite von Del Tha Funkee Homosapien und The Grouch) oder einer an Toro Y Moi erinnernde Chill-Wave-Nummer wie »Testimony«. Im schlechtesten Fall muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, die verstörten Auswüchse einer Mid-Life-Crisis auf Wave-Rock-Hybriden wie »We The Peoples« oder egozentrischem Schlafzimmer-Soul wie »So Sexy« verbraten zu haben. Dazwischen geben B-Boy’esquer Oldschool-Funk (»Let’s Get Up«), gutgemeinter Indierock (»Sara«) und jazzige Midtempo-Pattern (»Heckuvit«) aus den Zauberkisten von u.a. Dan The Automator und DJ Shadow, wahlweise Grund zum Kopfnicken oder -schütteln. Der Sohn einer Black Panther-Aktivistin hat auf »Firewire« eine Boutique eröffnet, die Skinny Jeans, Bell-Bottoms und Baggy Pants gleichzeitig im Sortiment führt. Allerdings wird sich ein Teil der Kundschaft diese Hosen wohl mit der Kneifzange anziehen müssen.
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