»Home« ist wie eine lange, nächtliche Bahnfahrt. Das gleichmäßige Surren des ICE beruhigt; es ist anmutig, wie sich der Zug durch dunkle Landschaften schlängelt, aber verdammt nochmal: irgendwann will man halt ankommen. Oder wenigstens Abwechslung. Ein Besoffener, ein tuntiger Kaffeeverkäufer – irgendwas. Auf Nosaj Things zweitem Studioalbum geht es einem genauso. Klar, es ist gelungen, wie der Produzent aus Los Angeles Tiefe in seinen Songs erzeugt. Wie sich immer wieder kleine Details zwischen die ausgedehnten Synth-Flächen schleichen, wie Reverb und Hall den Beat in die Weite schweifen lassen. Hübsch auch, wie er seinem Sound durch Gastbeiträge (Kazu Makino, Toro Y Moi) im Vergleich zu früheren Produktion auch mal einen Ausflug ins Licht erlaubt. Aber das war es schon. Wenn das Album wirklich eine Zugfahrt wäre, ich würde in Kleinhinteruntertobel austeigen, weil ich die Monotonie nicht ertragen könnte. Jeder Song bleibt hinter einem Schleier. Als hätte Nosaj Thing jedem Beat ein Kissen aufs Gesicht gedrückt; spätestens bei Song 8 nippelt dann nicht der Beat sondern der Hörer ab. Man hat das Gefühl, durch immer gleiche Synth-Schwaden zu waden. So wünscht man sich, dass mal ein Bass oder eine Kickdrum in die betäubte Tonspur-Gemeinde sprengt, auf den Tisch haut und sagt: Jetzt reißt euch zusammen, dieser Müßiggang ist ja unerträglich – ach und hört auf, wie die Waschlappen dazuhängen! Ein Album wie eine Vollnarkose, nur dass man sich nicht verballert und großartig fühlt, wenn man wieder aufwacht.
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