Geschichtsstunde mit Hiob: Auf dem Label Funkviertel kam »Fragmente« vor neun Jahren raus, während Deutschrap sich zu dieser Zeit in der Öffentlichkeit v.a. über Veröffentlichungen wie Sidos »Maske« und Bushidos »Electro Ghetto« definiert. Doch während da die Straße mehr die Bühne für ein großes Schmierentheater blieb, erzählte Hiob schon damals die spannenderen, realistischeren und besseren Geschichten. »Doch die Straße gibt keinen Fick«, heißt es in »Spröde Lippen«, einem Track, der erst auf einer Neuveröffentlichung 2006 dazukam. »Heute schleifst Du Dein Flittchen über den roten Teppich, doch morgen kriechst Du gebrochen durchs Leben und putzt Toiletten.« Dass Hiob seine Technik über die Jahre verbessert hat, steht außer Frage, trotzdem beeindrucken sein Flow und seine Zeilen auch auf diesem Relikt. In den Instrumentals sind die Ideen der Golden Era hängen geblieben, was »Fragmente« damals und heute besonders machte. »‘96« und »20 Takte« sind deutliche Ansagen, in denen Hiobs Stärken schon deutlich sind. Auch »Nett« ist mit drauf, das ebenfalls erst vor sieben Jahren zu »Fragmente« hinzukam. Im Gegensatz zu vielen anderen Resteverwertungen, die fröhlich jeden Quatsch ausgraben, den ein Künstler jemals auf dem heimischen Kassettenrecorder aufgenommen hat, bietet »Fragmente« einen guten Einblick in die Anfänge von Hiob als Rapper. Und alleine das überzeugt schon mehr als die normalen Veröffentlichungen mancher anderer Pappnasen im Geschäft.
Fragmente