Um eines klar zu stellen: Nein, der Holländer Martijn Deykers hat das alles nicht erfunden. Dubstep und Techno hatten sich schon auf zahlreichen Skull Disco-Maxis begattet, komplexe 2Step-Rhythmen hatte man auch bei Burial gehört und Deykers Label 3024 führt in erster Linie das weiter, was andere progressive Labels wie Apple Pips, Hessle Audio oder Hyperdub zuvor angestoßen hatten. Was also macht »Great Lengths« zu einem solch außergewöhnlichen Album und Martyn zu einem Ausnahmeproduzenten? Es ist diese Schlüssigkeit und Eleganz mit der der Neu-Ami die industrielle Tristesse von Detroit, die Molochartigkeit von Berlin, die Hitze von Kingston und die Hybridität von London kanalisiert und in wummernde Sub-Bässe kleidet. Wenn er dann auf »Seventy Four« frühe Warp-Electronica so frisch klingen lässt wie 1997, »Elden St« in einen satten House Groove münden lässt und für »Hear Me« einen dieser leidenden Vocal-Fetzen ausgräbt, muss das Fazit unumgänglich lauten: »Great Lengths« ist in seiner Sparte das beste Album seit Burials »Untrue«.
Great Lengths