Review

Geir Jenssen

Stromboli 12"

Touch Music • 2013

Vertreter der These, das Herkunftsland des Komponisten spiegele sich im Klang seiner Musik, dürfte bei Geir Jenssen ausreichend diese Idee belegendes Material finden. Der Norweger kommt aus Tromsø, einer der nördlichsten Städte der Welt und seine seit 1984 unter dem Pseudonym Biosphere veröffentlichten Stücke rufen Bilder dieses weiten, schneebedeckten, rauen, stets dämmernden und gleichzeitig wunderschönen Landes hervor. Die Tatsache, dass Geir Jenssen auch Fotograf ist, scheint diese visuelle Seite seiner Musik noch zu befeuern. Unter seinem eigenen Namen veröffentlicht er Field Recordings, aufgenommen an Plätzen außerhalb seiner Heimat. »Cho Oyu 8201m« aus dem Jahre 2006 zeigte so Aufnahmen seines Trips in die türkise Bergwelt des Himalaya. Für seine neueste Veröffentlichung zog es den Norweger mit seinem Fostex FR-2LE Field Memory Recorder im Juli letzten Jahres an den Kraterrand des Stromboli. Die leichten Eruptionen des aktiven Vulkans werden hier strukturgebend. Die A-Seite lässt sie unbearbeitet, die B-Seite zeigt sie als Dub. Die Unterschiede sind nur minimal. »Stromboli« ist eine Lektion im Zuhören. Das Magma fließt, die Gesteine schmelzen, man hört den 924 Meter hohen Berg leben. Als Musiker wird Geir Jenssen dem Fotografen ein wenig ähnlicher; er bildet die Schönheit der Natur (wie als Biosphere) nicht mehr nach, nein, er bildet sie ab. »Stromboli« gehört somit eher in eine Bibliothek als in ein Museum.