Der Name ist schon etwas irreführend. Musik aus der Konserve ist es allemal, selten aber habe ich den Eindruck verspürt, dass so viele Musiker in meinen vier Wänden Platz hätten. Der Sound dieser Platte ist durch einen bestechenden Live-Charakter geprägt und vermittelt Affekte fast effektlos. Die Stimmen sind mit kompromissloser Direktheit in den Vordergrund gemischt, und werden frequenztechnisch umrahmt von Drums, Cuica, Timba, Pandeiro und was der Brasilianer nicht sonst noch so kennt, um seine Hüftkreise zu ziehen. Der Rest verziert lediglich. Und lässt so Platz für die Vielzahl an Gastauftritten, durch die sich dieses Album auszeichnet. Die Schönheit kapverdischen Wehmuts kanalisiert durch die Stimme von Mayra Andrade, der umsichtig mit eingewobene orchestrale Weitblick von Miguel Atwood-Ferguson, das bedeutungsschwangere Timbre der Stimme Rich Medina‘s, das vom Groove von »Monkey and Anvils« umhüllt, sich mühelos und überdeutlich vom selben abzeichnet. Wie auch die vielen weiteren Vertreter brasilianischer Saudade, die diesem Album ihre wesentlichen Wesenszüge verpasst. Schon eigenartig, dass trotzdem sich die Themen vor allem Herzschmerz, Enttäuschung und Frustration widmen, ein solch lebensfroher Mix an Emotionen daraus entstanden ist. Fast schon eine Hommage an die Geburtsstadt dieser Formation um Chris Franck (Smoke City, Zeep), und den in unseren Breiten renommierten DJ-Pionier für Weltbewegendes Brauchtum südlich des Äquators. Abgesehen von einigen wenigen Rock- und Popinkursionen, ist dies ein weiterer Meilenstein des Werdegangs der World Music und der Melange der Kulturen, für den London wie sonst keine Stadt Inbegriff ist.
Fabiola