Review

Tessela

Nancy’s Pantry 12"

R&S • 2013

Bestimmte Labels bringen eine bestimmte Aufmerksamkeit mit sich. R&S ist so ein Label, traditionsreich einerseits, trendbewusst andererseits: Wer hier veröffentlicht, rückt für einen Moment in die Öffentlichkeit. Dann hört auch Pitchfork mal hinein, und danach die ganze Bagage. Ed Russel aka Tessela hat sich daher viel vorgenommen für sein Debüt auf dem belgischen Kultlabel. Er schließt im Sound an die hervorragende Single »Hackney Parrot/Helter Skelter« an und packt noch eine Schippe drauf. Die A-Seite »Nancy’s Pantry« fährt richtig dick auf, jedoch ohne überladen zu wirken, dafür ist das Grundgerüst, mit seinen spröden Beats, schlicht zu minimal. Die ersten anderthalb Minuten werden die Scharniere geölt, die Funktionen der Rhythmik getestet, danach stampft die Maschine reibungslos. Dazu kommt der spezielle Witz des Briten. Sein Humor ist besonders, denn er setzt Kenntnis voraus. Tessela spielt permanent mit Erwartungshaltungen und Hörerfahrungen. Das kann die Hörer, die einfach nur Tanzen wollen, schier zur Verzweiflung bringen. Zum Beispiel wenn bei »Nancy’s Pantry« nach der Hälfte plötzlich eine Ravemelodie ertönt, die Beats langsam ausgefadet werden und dann der große Ravemoment kommt und – »Ätsch« – in einem nächsten, unbemerkten Moment in der trockenen Wiederaufnahme des Maschinenbeats für beendet erklärt wird. And so it goes. »Horizon« auf der B-Seite spielt mit einem anderen Rave-Element, der des Hineinfadens: Tessela verhaspelt sich mitten in der Klimax, das Rhythmusgerüst wird verknotet und gerät dennoch zu einer hymnischen Verbeugung vor der elektronischen Musik der 1990er Jahre. Auch »Gateaway« mit seinen 90s-Dance-Vocals, wo mancher Sound ein, zwei Takte zu lang gerät, macht Spaß, Spaß, Spaß.