Wenn ein aus Griechenland stammender Musiker ein Album veröffentlicht, das »Financial Glam« heißt, dann sollte man v.a. eines: zuhören. Jar Moffs zweiter Release für PAN, nach dem letztjährigen »Commercial Mouth« kann durchaus als scharfe Kritik am Neoliberalismus gehört werden. Auf »Financial Glam« können wir hören, wie etwas über uns hereinbricht, unaufhaltsam, wie ein höher und höher in die Höhe ragendes Gebäude, dessen Statik die Last irgendwann nicht mehr tragen kann. Der Turm von Babel. Wie der Vorgänger, besteht auch »Financial Glam« aus zwei längeren, ca. 25-Minütigen Teilen. Der Grieche hat diesmal ca. 220 Samples verwendet und diese aneinander, ineinander, gegeneinander gesetzt, verschachtelt, verschränkt. Besonders im Titelstück reiben sich die Elemente, dass die Balken biegen. Das zweite Stück, »Kresentosiagona«, ist noch ein wenig musikalischer. Der Titel ist ein Wortspiel aus »crescendo«, dem allmählichen Erstarken der Lautstärke, und »siagona«, das so viel wie »Kiefer« bedeutet. Das Stück wird aber nicht nur lauter und zermalmt dir den Kiefer, aber eben auch. Das Durchzustehen und den Kompositionen von Jar Moff, der früher auch seine samplebasierten Plunderphonics für Matthewdavid’s Leaving Records veröffentlichte, zu folgen, wird dich Nerven und einigen Willen kosten, aber wenn man die globalen Zusammenhänge und Folgen der Finanzkrise verstehen will, dann ist das ja wohl auch schwer zu ertragen.
Financial Glam