Das Debütalbum von Ellis Ludwig-Leone könnte man als die New Yorker Antwort auf Get Well Soons »Rest Now, Weary Head…« bezeichnen. Auch hier stemmt ein junger Komponist kurz nach seinem Studium ein Mammutprojekt aus klassischer Kammermusik, Indie-Folk und barocken Arrangements. Die Dimension ist zugegeben eine andere: für die Umsetzung von »San Fermin« brauchte es mehr als 20 Musiker – Bläser, Streicher und Chor neben der klassischen Bandbesetzung sowie Allen Tate und Rae Cassidy als Leadsänger. Durch diese zwei Sänger-Charaktere wird eine Geschichte über die Schwierigkeiten einer jungen Liebe erzählt, wofür auch Hemingway als Inspiration diente (San Fermin ist das Fest mit dem Bullenrennen in Pamploma, das in »Fiesta« beschrieben wird). Erfrischend ist hier, dass der männliche Part der scheinbar gefühlsbetontere ist, während der weibliche gleich zu Beginn »your melodramas are embarrassing« singt. Das alles liest sich etwas gewollt und »highbrow«, doch sobald es zu pathetisch oder prätentiös zu werden droht, kommt eine kraftvolle Pop-Hook, eine verzerrte Gitarre oder auch mal ein Synthie zwischen all die Geigen gefahren – gut so! Das Ergebnis klingt damit wie ein klassisch geschulter Mix aus Sufjan Stevens und The National – und macht Lust auf mehr.
San Fermin