Der Marseiller Fels in der frankophonen Hip Hop-Brandung hatte es letztes Jahr sichtlich eilig. Erst der Wechsel zum Rap-Großinquisitor Def Jam der mit dem Album »Arts Martiens« abgefeiert wurde. Nun schon der Abschied aus der Gleichschaltungsmaschinerie. Wollen eben nicht alle diesen pornographischen Yeezus-Hedonismus zutage getragen, der auf so einem Label mittlerweile Grundeinstellungsmerkmal zu sein scheint. Ihr selbstbetiteltes siebentes Album ist, so Chef-Rapper Akhenaton, die Erfüllung aller vertraglichen Zusagen und klar das letzte Album für Def Jam France. Sozusagen die schnelle und schmerzlose Variante, um sich nicht komplett zu demontieren. »… IAM« ist daher auch einfach das, was von der »Arts Martiens«-Session übrig geblieben ist. Und das muss nicht mal was Schlimmes heißen. Die Tracks sind allesamt gut produziert, nicken massiv vor sich hin und haben diesen unwiderstehlichen Groove, den IAM je her groß gemacht hat. Neben cineastisch anklingenden Highlights wie »Artificielle«, »CQFD« und den verhauchten Orgel-Dramen »Medailles« und »Peines Profondes« stehen dann aber auch Tracks wie »CAS*H«, »A Nos Boots«, »Mister Gentil Et Monsieur Nice« und »Musik«, die irgendwie an diesen lauwarmen Radio-Rap der 1990er Jahre erinnern. Letztere beide warten sogar mit einem peinlichen R&B-Refrain auf, den nun wirklich keiner mehr braucht. Nichtsdestotrotz ist es schlicht respektabel, dass IAM nach 23 Jahren noch immer ein gutes B-Seiten-Album mit 16 Tracks einfach so aus dem Ärmel schütteln. Dafür Chapeau!
Iam