Reykjavik, Islands Hauptstadt: Da denkt man landläufig an eine urbane Oase inmitten eines wunderschönen Landes voller Gletscher, Geysire und Elfenbeauftragter. Zumindest, wenn man in Klischees denkt. Daneben fallen einem eventuell Bands und Musiker wie Sigur Rós oder – ein Beweis für Elfen? – Björk ein, und selbst damit bewegt man sich noch innerhalb von Klischees. Reykjavik und Island konnten sich weitgehend ihren Hauch des Mysteriösen bewahren. Sichtexot The Beep spürt dem speziellen Zauber, der von dem Inselstaat ausgeht, nun auf seinem Debütalbum »Reykjavik« nach. Die LP ist ein in fragmentarischen Tracks festgehaltener Streifzug durch Einsamkeit und Kälte, den man gerne alleine unternimmt. Frei schwebend zwischen Bonobo, Four Tet und Alias angesiedelt, hat der Kölner Wohnzimmerproduzent seinen sample-basierten Sound um einige Facetten erweitert. In den zwölf Tracks trifft Beat-Programming auf Glockenspiel, Gitarre und Sansula, einem Instrument, für den das afrikanische Lamellophon Pate stand. Alles fügt sich, sich seiner Kontraste bewusst, zu einer atmosphärischen Einheit zusammen. Hier steht sich – Achtung: gezwungener Vergleich/Stichwort: Island – nichts gegenseitig im Weg. Das Ergebnis ist Lo Tech in HiFi – und »Reykjavik« ein Konzeptalbum, das Instrumental Hip Hop ein Ambient-Gewand überstülpt. Und auch, wenn der Track »White Testarossa« das Zeug hat, den Player im Träumer zu wecken, ist »Reykjavik« ein Album wie eine Eisscholle: zum Treibenlassen.
Reykjavík