Es gibt nur ganz wenige Alben, die so tun können, als sei es immer noch 1969, und dabei nicht komplett abstinken. Denn ganz ehrlich: Nach drei, vier Umdrehungen fliegen die Dinger raus, weil sich wirklich kein Mensch mit der Kopie abgeben möchte, wenn er das Original haben kann. Die Temples liefern mit »Sun Structures« so ein Album. Das liegt vor allem an der guten Produktion der Drums. Das Getrommel von Sam Toms in »Shelter Song« hat mehr Druck und mehr Kraft als manche Metal-Aufnahme. Die großen Eckpunkte bleiben für »Sun Structures« aber die Beatles und Byrds. LSD ohne Horrortrip. »Test Of Time« lullt sofort mit seinen Gitarren ein, und wenn in »Mesmerise« noch der Gesang von James Bagshaw so astrein darauf sitzt, leuchten die Farben heller und die Dinge klarer. Ein Song, um sich in den Armen eines vollbusigen Blumenmädchens einen grasbewachsenen Hügel hinunter zu kugeln. Die Briten machen aber mehr richtig, wenn sie sich nicht ganz in Nostalgie versteigen. »A Question Isn’t Answered« grummelt mehr vor sich hin als alle anderen Songs dieses Album. Da tritt das Psychedelische mehr an den Tag, aber offenbart, dass bei Temples hinter dem Horizont mehr liegt als eine verklärte Romantik – spielen sie natürlich nicht ganz aus. Wer sich nur in Altem sonnen will, findet mit diesem Album von Temples das perfekte Stück. Wirklich eigene Ideen finden sich hier zwar nicht, trotzdem sind die Briten mehr als nur eine Coverband, was »Sun Structures« zumindest für alle anderen Hörer mehr als nur erträglich macht. Auch für mehr als drei, vier Umdrehungen auf dem Plattenspieler.
Sun Structures Black Vinyl Edition