Für »A Journey Too Far« hat sich Benedic Lamdin aka Nostalgia 77 die Unterstützung von zwei Sängern geholt. Auf den elf Tracks seines fünften Albums ist zwei Mal die Stimme des Country-Soul-Barden Jeb Loy Nichols zu hören. Die verbleibenden neun Nummern werden von Josa Peit besungen, die ihm bereits bei »The Sleepwalking Society« im Studio zur Seite stand, weswegen das Album im Grunde als Kooperation der beiden firmieren könnte. Ob die Etikettierung unter seinem Alias Nostalgia77 nun ein marketing-technischer Schachzug ist oder aus Bescheidenheit der Wahl-Berlinerin erfolgte, ist egal: Die beiden funktionieren gut als Team. Nostalgia 77 hat seinen Nu-Jazz-Ansatz diesmal einer 60ies-Pop-Ästhetik mit Bigband-Feeling untergeordnet, mit der sich auch Nichols Stimme gut versteht. Die Kompositionen gipfeln in reich instrumentierten, organisch klingenden Songs voller Tempiwechsel und rhythmischer Brüche. Orgeln und Bläser bestimmen die Tracks, den Jazz hat er sich in den Bassläufen und Drum-Kulissen bewahrt. Bei genauem Durchhören meint man innerhalb der homogen umgesetzten Tracklist noch weitere Inspirationsquellen zu entdecken: Crescent City trägt Züge alter Psychedelic-Nummern, My Lord ist eine bluesige Gospel-Nummer, die gut und gerne ins Programm der Soggy Bottom Boys passen würde, und Medicine Chest birgt jene Spannung, über die auch die Titelsounds alter Krimi-Serien funktionieren. Das kann was – z.B. das zeitlose Sonntag-Vormittags-Feeling in die Morgenstunden der Wochentage überführen. Und das ist doch schon mal gar nicht wenig.
A Journey Too Far