Vielleicht hört sich so die Zukunft an. Immerhin der Exil-Londoner und nun Wahl-Wiener SOHN bereits Remixe für Rhye und Lana Del Rey in die Verlosung geschmissen. Und für das neue und sich ankündigende Pop-Wunder Banks hat er ebenfalls produziert. Gute Karten also, und mit ein bisschen Glück fallen für sein Debüt »Tremors« die üblichen Lobhudeleien ab. Denn da versammeln sich in der Tat elf ziemlich feine Songs, irgendwo zwischen Pop und R’n’B, Club und Schlafzimmer, Tag und Nacht. »Fool« etwa pumpt sich ordentlich über seine brummende Synthies auf, bevor der Gesang vielschichtiger wird, eine tragende Fläche einsetzt und das ganze Stück doch irgendwie bittersüß und herzlich über einen kommt. Ein wenig schneller packt »Bloodflows« zu, bringt noch einen kantigeren Rhythmus dazu und verliert sich in seiner Hook. Und vielleicht wäre das alles ein Stück großartiger, besser, wenn SOHN sich nicht durchweg auf das gleiche Rezept verlassen würde. Denn der aufmerksamkeitsscheue Mann verzichtet darauf, mal ein wenig mehr auszuprobieren. Um einen Großteil des heutigen Pop an die Wand zu klatschen, reicht »Tremors« schon, klar, doch es fehlt ein wenig der Moment, der einem den Boden unter den Füßen wegzieht. »Artifice« setzt mit einem guten Beat ordentlich an, geht aber in dem Sound auf diesem Album einfach unter. Alles eine Wand, alles ein Gefühl, alles ein Weg. Vielleicht geht es nicht anders, doch nach hinten raus ist diese Platte einfach oft ein wenig gleichförmig an, zu vorhersehbar. Aber wer will schon Anstrengung für die Zukunft? Eben. Zurücklehnen und tragen lassen. Komme, was wolle.
Tremors